Johann Franz Paur [Bauer] berichtet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein über die hohen Ausgaben, die die Familie Hohenems in Vaduz verbraucht, und dass diese gerne einen Vorschuss auf die Grafschaft Vaduz vom Fürsten hätten.
Durchleuchtigester fürst. Gnadigester fürst und herr, herr, etc., etc. Meinem vorletsteren annectiere gehorsammest, das die vaduzischen underthanen durch aberwitzigen underhalt der fraw gräfin und adhærenten nit auch in die schellenbergische allgemach einschleichende ordnung eingeflochten zue werden, ahn das jüngst benente hauß etc. vorschussesweiß 78.000 fl. offeriert haben. De super habe ich mich bey ein- und anderem negotianten discurrendo scheinwahr müessen berichten lassen, samb so eine eventual summa nit von ewr hochfürstlich durchlaucht, etc., etc., khünfftigs anbekhommendter herrlichkheit, sonnder von der Schwäbischen Crayß collectation sich zu elibieren were proiectiert worden. Dißer leuthen falschheit und unthrew ist immensibl, und casu quo die schellenbergische khauffs-instruments-clausulæ nit ipso facto den rigel versperreten, derffen sye und andere minus informati an widrigen undernehmungen keine crefften sparen. Dißes ist, was zue ewr hochfürstlich durchlaucht fernerer gehorsambster information und underthenigister meiner empfehlung unverhalten solte. Eur hochfürstlich durchlaucht, etc., etc. Veldtkhirch, den 2. Julii anno 1700. Underthänigster, threw gehorsamster diener. Johann Franz Paur, manu propria. / [Rubrum] Præstentatum, den 15. Julii 1700. Schellenbergischer verwalter. [Adresse] Dem durchleuchtigesten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreaß, des Heyligen Römischen Reichs fürsten und regiereren des hauß Liechtenstein von Nickholspurg, in Schleßien herzogen zue Troppaw und Jägerndorff, ritteren des Guldenen Flüss, der römisch kayserlichen mayestät etc. etc. würkhlichen gehaimen rath und cammereren, etc. Ihro durchlaucht, meinem gnedigisten herren. Wien per[a] Franco ½
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Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127. Anna Ämilia Gräfin von Hohenems, geb. Freiin von Schauenstein-Ehrenfels, (1651 (1652)–20. April 1734), eine Tochter von Freiherrn Julius Rudolf von Schauenstein-Ehrenfels, heiratete 1676 Jakob Hannibal III. Grafen von Hohenems zu Vaduz (1653–1730). Vgl. Joseph Bergmann, Die Reichsgrafen von und zu Hohenembs in Vorarlberg. Dargestellt und beleuchtet in den Ereignissen ihrer Zeit, vom Jahre 1560 bis zu ihrem Erlöschen 1759. Mit Rücksicht auf die weiblichen Nachkommen beider Linien von 1759–1860, Wien 1860, S. 111; Wurzbach, Bd. 9, Hibler – Hysel, Wien 1863, S. 188. Der Schwäbische Kreis war einer von 10 Reichskreisen des Heiligen Römischen Reichs, zu dem auch die Graf- und Herrschaften Vaduz und Schellenberg gehörten. Vgl. Winfried Dotzauer, die deutschen Reichskreise (1383–1806). Geschichte und Aktenedition, Stuttgart 1998. Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72. Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005. Leopold I. (9. Juni 1640–5. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003.
[a]Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.
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