Durchleuchtigister fürst.
Gnädigister fürst und herr, herr, etc.
Heut vernemme ex ore desjenigen, der unlängsten von Wien abgeraist und bey ewer hochfürstlich durchlaucht einestens durch weyland herren pater Hortitsch seelig gemachten access eine gnedigiste audienz gehabt samb der vaduzische khauff, wie er von (ut dicit) des herren grafens von Zeyl, excellenz, gehört hete, schlüpferig und in weitem feld stünde, bevorab es nit necessitatis were, und so lang nichts daraus werden khöndte, biß dem hauß ein anderes surrogatum an die hanndt gegeben worden, etc. Nun were ihme eine herrschafft bekhandt, welliche fayl, auch erträglicher als Schellenberg, und gegen 110 bis 115.000 fl. zue emportieren were.
Die collectation, so zwar nichts zue bedeuten hete, gehörete der ritterschafft, und wolte er nit alleinig den anschlag communicieren, sonnder selbsten der unnderhändler sein. Alleinig müesste die herren grafen von Harrach und Zeyl hiervon nichts erfahren, und sonderbahr der dr. Roth khein geschmackh darvon bekhommen, etc. Obe und was ahn einem oder dem anderen seye, waiß ich khaum zue begreiffen, es werden aber ewr hochfürstlich durchlaucht, etc., auß dennen / vaduzischen khauffs-umbständen selbsten höchsterleucht ermessen, ob eine reflexion darauff zu machen seye oder nit. Mich bedünckht dißer ganze discours rüehe nach ainem aigenen interesse, und dependiere die vaduzische alienations-affair so wenig von einem privato, als solliche dessen zue Veldtkhirch habendes haußes antragender verkhauff facilitieren khönne.
Et ut sit, und ob ich zwar weder die herrschafft, noch den possessorem mit nahmen penetrieren khönnte, so habe es doch zue berichten für einen thayl meiner underthenigst threw gehorsambsten schuldigkheit zue sein ermessen. Mit gehorsambster meiner empfehlung verbleibende.
Eur hochfürstlich durchlaucht.
Veldtkhirch, den 23. April anno 1700.
Underthänigster, threw gehorsamster.
Johann Franz Paur, manu propria. /
Post Scriptum
Auch durchleuchtigester, gnädigster fürst und herr, herr, etc.
Gleich beym beschluss erhallte eine nähere explication, und zwar samb deß herren […] landtgrafen von Fürstenberg, excellenz, das mentionierte gueth desiderierten, es were aber pro surrogato vaduzensi ewr hochfürstlich durchlaucht ahnständiger. Von disem desiderio hetten Harrach und Zeyl nachricht. Der freindt aber, umb etwa die fürstenbergische ungnad zue evitieren, beeder dißer ohrten sich nit gehrn wollte benambsen lassen, gleichwohlen per tertium in allem getreulich zue hellffen sich offerieret. Aus mangl der mehreren kauffs, oder verkauffs nachricht ist dißes extra meum captum.
Wan man aber ia ein surrogatum haben muesste, weren die nahe angelegene herrschafften Neuburg und Bludentz von denen herren grafen Clari und Berger faciliorissima auß- und anzuelesen.
[...] in litteris.
[Rubrum]
Præstentatum, den 6. Maii 1700.
Schellenbergischer verwalter in puncto deß vadutzischen kauffs und einer gewissen fayl sein sollenden herrschafft.
[Adresse]
Dem durchleuchtigisten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreas, des Heyligen Römischen Reichs fürsten und regiereren deß hauß Liechtenstein von Nickholspurg, in Schleßien herzogen zue Troppaw und Jägerndorff, ritteren des Guldenen Flüss, der römisch kayserlichen mayestät etc. etc. würkhlichen gehaimen rath und cammereren, etc. Ihro durchlaucht.
Wien per Feldtsperg[a]
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Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.
Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.
Clary und Aldringen war eine aus Oberitalien (Riva) stammende Adelsfamilie, die 1659 in den Freiherren erhoben und 1666 zu Grafen von „Clary und Aldringen“ ernannt worden waren. Vgl. Hermann Hallwich, Clary, Hieronymus von. In: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 275–276.
Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005.
Leopold I. (9. Juni 1640–5. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003.
Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).
[a]Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.