Johann Franz Paur [Bauer] berichtet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein über Wälder in der Herrschaft Schellenberg, die von den Untertanen widerrechtlich verwendet werden. Ebenso beschreibt er das Problem mit den Rüfen, die dringend mit einem Schutz versehen werden müssen. In seinem Mietshaus in Feldkirch wurde eingebrochen, weshalb er Fenstergitter anbringen lassen musste.
Durchleuchtigester fürst. Gnädigester fürst und herr, herr, etc., etc. Nachdeme die hochfürstlich kemptische subdelegation vernommen, das ich nacher Memmingen zue gehen intentioniert were, hat sich dießelbe der abrechnung und liquidation mit der crays-cassa, ut comissioni adhuc annexi, selbsten underzogen, vermuthlich auß demjenigen, waß etwa ahn dem biß ad anno 1696 befundenen und von commissions wegen ybernommenen rest mehr alß 11.000 fl. von convents wegen nachgelassen werden mechte, denen Götteren aufzueopfern und zue demjenigen zue legen, was nach meiner abrais von Embs ewr hochfürstlich durchlauchtigkeit underthanen, statt daß man solliche, wie aus meinem den 31. Martii underthänigst erstatteten berichtlichen conect abzueschließen, in allem vertretten und schadloß hallten sollte, respective ahn allten zünsen obtendieret und abgenommen, auch von ihnen einfältigen leuthen nach angehörten vilen besen worthen und throhungen, wie mir angezaigt wirdet, endtlichen zue ybernemmen eingewilliget worden. Diser strauch machet mich recht ungehallten, bevor herr Moz (neben deme, quod ab expressis ad non expressa, die verzünsung nemblichen weder auß dem prothocoll, noch dem recess selbsten mir einen solichen grundt zaigen kunte) ihnen, underthanen, vorgemahlt haben solle, / samb ich darzue eingewilliget hette, wo doch dessen nit einmahl gedacht, sonderen bloß calculiert habe, waß dan ahn sothanen allten zünsen denn Schellenbergeren betreffete, und wie weith, wan mans sagen derffte, inducieren wollte? Daß fischwasser, die Esch genant, habe mit alliglichem und under 10 lbd. verpönten vorbehallt der krebsen (umb diße zue hewen) pro 7 ½ fl. auf ein jahr verlichen, und da einige auß amptlicher concession zum verkauff gefangen wurden, vom 100. 20 x. zuegesagt. Ingleichem habe auf ein jahr gegen 4 ½ fl. wartgellt einen forstkhnecht aufgenommen, sowohl aufn forst, alß vorderist die waldungen gegen dem abholz vor allem schaden gethrew zue beobachten. Disem aber habe den allten forstkhnecht im geheim pro inspector gesezet, nit zweyflendte, er so vill ahn die hand geben werde, daß ewr hochfürstlich durchlauchtigkeit ohne schaden darvon kommen sollen. Lauth kauff-recesses und beyligendten urbarii gebühren und sollen ewr hochfürstlich durchlaucht zuegehören der Schanwald, genant Pürß, Maurer Ochsenberg und Wald, der Eschner Ochsenberg und Wald, aufm Henenboden, daß buch- und tannholz aufm Herrenbühl sambt dem buchholz aufm Gantenstein. Es seindt aber alleinig der erst und letstere in herrschafftlichen handen, alle yberigen aber in der underthanen freyem gebrauch. Ich habe derowegen befohlen, alles genußes müeßig zue stehen, oder den titulum possessionis zue producieren, umb nach befindenden dingen gehörigen ohrten die eviction zue suchen, oder die wälder selbsten zue apprehendieren. Die Pürsch stehen in ungemeiner gefahr, einestens von denn steinrifen mehresten thaylß ruiniert und yberschittet zue werden. Bey dem donnerstags vorgenommenen augenschein hab / kein zuelänglicheres röttungsmittel aussehen können, alß daß oben an dem berg ein wuhr gemachet und das wilde wasser besst möglich gefangen, mithin die steinrife, id est herabfößung viler tausendt hausgroßer steinen verhindert werde. Es wirdt zwar einen uncosten erfordern, dißer aber so groß nit sein, alß bey dessen erspahrung der ervollgendte schaden werden mechte. Waß hierinfahls zue thuen, bin ich gnädigesten befelchs gewärthig. Die canzley zue Vaduz gleichet dem versterten Babel, habe derowegen verahnlast, das archiv in etwas durchzueiagen, und waß in der ordnung mitzunemmen. Es ist alles sehr schlecht bestellt, und wais ich nit, waß von daselbstiger ambtsbesezung für große reputation zue hoffen; gehet mich aber nicht ahn. Das wetter ist sehr ungelind, es hat schon vorgestern früe bis gestern mittags unabläslich geschneyet, sogahr das alles mit schnee bedeckht, die bäum werden vertrukht und da es gefrieren sollte, obs und wein schon eingethan weren, welliches Gott gnädiglich und miltvätterlich verhüete. In meinem quartier bin ich ganz glükhlich, dan alß mir Donnerstag abendt der von dem hauß 363 schritt abgelegene s. v. stall erbrochen worden und die roß außgefischt werden wollten, ich aber in der 11. Stund das hamern und schlagen hörendte mit meinem hausgesindl die s. v. diebe abzuetreyben außm hauß geloffen, ist man durch die stuben und kuchl, so ebenen fueßes, behänd eingestigen und auch zün und kupfer yber 200 lb. mitzuenemmen erfrewet worden. Diser einstand hat mich obligiert zue verschaffen, das in der untern condignation für die 6 fenster eyßerne getter, so dan ahn das häußel auch ein liederliches kleines pferdställel / gemacht und angelegt werden, welliches ohnegefahr 46 fl. erforderet und ewr hochfürstlich durchlauchtigkeit ab dem negsten umb so weniger ungnädigst sein werden, alß nit allein ahn den briefschafften mehrer, alß meinem bettel gelegen, sondern die gätter allzeith verkaufft oder sonsten zu nutz gebracht werden können. Ewr hochfürstlich durchlauchtigkeit seyen dem gnadenschutz deß allerhöchsten, denenselben aber zu miltfürstlichen höchsten hulden ich underthänigst erlaßen. Ewr hochfürstliche durchlauchtigkeit. Levis unweith Veldkirch, den 17. Maii 1699. Underthänigst, threw, gehorsamster diener. Johann Franz Paur, manu propria. /
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Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127. Memmingen ist eine kreisfreie Stadt im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben. Johann Jakob Motz war fürstlich kemptischer Hofrat, Kammerdirektor und Kommissar der kaiserlichen Untersuchungskommission in Schellenberg und Vaduz. Vorläufig kein Nachweis. heuen = ernten (gewinnen). Heu = Gewinn. Vgl. Vgl. Johannes Georg Krünitz, Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung, Leipzig 1790, Bd. 23, S. 147 Pierschwald (Eschen). Vgl. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 3Vaduz 1999, S. 254. salva venia = mit Erlaubnis. Vgl. Karl E. Demandt, Laterculus Notarum. Lateinisch-deutsche Interpretationshilfe für spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Archivalien (Veröffentlichungen der Archivschule Marburg 7, 1998), S. 259. Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.
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