Durchleuchtigester fürst.
Gnädigester fürst und herr, herr, etc., etc.
Vor zweyen tagen bin ich der kallten herbergen los worden, und weylen mittwochs von ewr hochfürstlichen durchlauchtigkeit keine weithere gnädigste befelch eingeloffen, sollte ich ahn ordendtlicher einkommung meiner underthänigsten berichten allerdings zweyflen. Dise widerholle ich gehorsamst, und bette nit alleinig auf die expedition der instrucionen ohnmasgäblich gnädigst bedacht zue sein, sonderen mithin die gleiche resolution super alienatione der außländischen güethern (ob nemlich, wie ich underthänigst, threw, gehorsamst einrathe, umb diße alßdan zue schupff- und fähllehen gegen einem billich laudemio et annuo canoni denen underthanen zu lassen, solliche zue erkauffen gnädigst beliebig, oder absolutement zue endtschlagen weren) ob summum in mora periculum nit zue verschüeben, man hat albereiths 3 der gleichen käuffer ad prothocolum geben wollen. Ich endtschuldigete mich aber mit dem abmangel der in wenig tagen zue gewarthen habendten fürstliche gnädigsten meinung, / sollicherley käuffe anzuefallen, zue gestatten, oder gahr zue verhindern. In dem vaduzischen beginnen die vermöglichere einer künfftigen oder gegenwertigen herrschafft auch die beste güether auß denen zähnen zue raumen, allermaßen erst vor wenig tagen die mühlen zue Trißen, so ein kleinod ware, ab 20 fl. von einem ahn den andern underthanen verhandlet worden, dißes aber, wan anderster ewr hochfürstlich durchlauchtigkeit denen angefangenen tractaten gnädigst zue inhæriren gedenckhen necessario zue sistieren were, etc.
Wegen in denen crays-præstationen unbefindtlicher liquidation wirdt zeith noch wehrendten memmingischen craysconvents eine dahinrais mir ausm traum hellfen, denen underthanen fürters hin vor schaden zue sein, wan anderster ewr hochfürstlich durchlauchtigkeit gnädigst befehlen, daß nach advenant der onerum ich die collectas außschreyben, beziehen und berechnen, die ammäner aber ihre zue nachthayl der landtschafft immissierte hände darvon abthuen sollen.
Mit der vaduzischen beamptung wais ich ratione actum noch nit zue strach zue kommen, weniger zue begreiffen, / wo der fähler. Morgigen postag gehe ich dahin, das endtliche zue wissen und pro re nata die nothurfft sodan gahr ahn die kayserliche administration zue bringen. Die guete leuth seindt nit informiert und begehren sich nit zue berichten, welliches ich alles wohl vorsehen mögen. In der herrschafft lasse ich auf Rofenberg in omnem eventum ein stokh-häußel pawen, solliches nach befinden zue gebrauchen. Dinstags hat das [viertel frücht 2 1/3 fl. gestanden, und ist von darumben der anlauff der armen so gros, daß ichs in der warheit aus dem wenigen meinigen alleinig zue bestraiten nicht vermag. Ob dan und waß wegen gnädigster herrschafft austhaylen derffe und wie vill gnädigst passiert werden mechte (das geweste rentambt hat von jahren zue jahren 26 bis 30 fl. verrechnet, worvon etwa eine terz ville abspeißen könnte) gehorsamst zue vernemmen erwarthe, mit underthanigster meiner empfehlung verpleibendte.
Ewr hochfürstlichen durchleüchtigkeith.
Leuiß negst Veldtkürch, den 14. Maii 1699.
Underthänigst, threw, gehorsamster diener.
Johann Franz Paur, manu propria. /
[Rubrum]
Præsentatum, den 24. Maii anno 1699.
Schellenbergischer verwalter.
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Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.
Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.