Johann Franz Paur [Bauer] bittet Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein um Instruktionen betr. Amtshaus in Feldkirch.


Buchhorn, 7. Februar 1699

Johann Franz Paur [Bauer], neu eingesetzter Amtsmann der Herrschaft Schellenberg, bittet Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein um Instruktionen und berichtet, dass die Rainoldische Behausung vor der Stadt Feldkirch als Amtswohnung zu mieten wäre.

Durchleuchtegster fürst.[1]

Gnädigester fürsst und herr, herr, etc., etc.

Dem jüngsteren vom 30. elapsi[2] annectiere[3] underthenigst, daß dem würkhlichen begriff der instructionspuncten die quæstio[4], ob Vaduz[5], wie man im fahl der anschlag[6] nit gahr zue unleydendtlich hoch, darfürhalltet, sich der herrschafft Schellenberg[7] coaeliren[8] werde, ein gantzes zue verfaßen, vil ahnstände causiere[9], auch hoc ipso ex capite[10] man mit prospicierung[11] eines quartiers umb so weniger zue eylen hette, als dißes von jener frag dependieret[12] und vollgsam nach ewr hochfürstlich durchlaucht nutzen und convenienz[13] gnädigst determiniert[14] werden kan. Äusserte sich, daß zue Veldkhürch[15] eine wohnung erpawt oder erkhaufft werden wollte, würde die daselbstige Rainoldische behausung[16], welliche bey 100 schritt von der statt abgelegen - / umb und umb frey und alleinig stehet - gueten thaylß mit einer maur umbfangen ist - und ohnahngesehen solliche bürgerlich, sye dannochter kein stattkhnecht betretten darff, meines unmasgeblichen bedünckhens die gelegeneste und allerahnständigste, auch wohlfayl zue machen und in dem stand zue bringen sein, daß solliche einen fürstlichen ambtshoff wirdt præsentieren können. Mir in particulari[17] were eine vor der statt gelegene lehre hoffstatt ahngenemmer, allß darinnen ein erpautes hauß, umb alleinig bey denen bald wochendtlich endtstehendten ungemeinen sturm und pfen[18] winden der gefahr feurs endtfernet zue sein. Eß haben aber ewr hochfürstlich durchleuchtigkeit von selbsten / gnedigst zue befehlen und seiner zeith pro re nata[19] zue determinieren[20], waß das profitableste sein mag. Ewr hochfürstlich durchlaucht anbey mich underthenigst und gehorsambst empfehlendte.

Eur hochfürstlich durchlaucht.

Buchhorn[21], den 2. Februarii 1699

Underthenigst, threw, gehorsamster diener

Johann Franz Paur[22], manu propria[23]. /

[Rubrum]

Præsentatum[24], den 13. Februarii 1699.

Pauer, Schellenbergischer ambtmann wegen seiner instruction und wohnung.

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[1] AT SL-HA H 2609, unfol., 1699 Februar 7
[2] vergangenen Monats.
[3] knüpfe an.
[4] Frage.
[5] Vaduz (FL).
[6] Schätzung; Verzeichnis über landwirtschaftlichen Nutzen und Ertrag.
[7] Schellenberg (FL).
[8] anschließen; zusammentun.
[9] verursache.
[10]hoc ipso ex capite”: durch dieses selbst aus dem Kopf.[11] Vorsorge.
[12] abhängt.
[13] Neigung.
[14] festgelegt.
[15] Feldkirch (A).
[16] Hier handelt es sich um die Villa Feldegg in Feldkirch. Diese wurde 1643 als Ansitz „Veldegg“ auf der Karte von Merian eingezeichnet. Die Familie Rainolt [Rainold] war ein altes Feldkircher Geschlecht. Vgl. Andreas Ulmer, Die Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins. Dornbirn 1925 (Nachdruck: Dornbirn 1978), S. 738–740.
[17] betreffend.
[18] Föhn.
[19]pro re nata”: unter diesen Umständen.
[20] bestimmen.
[21] Buchhorn war eine mittelalterliche Freie Reichsstadt am Bodensee aus deren Zusammenschluss mit dem Kloster Hofen im Jahre 1811 die Stadt Friedrichshafen als württembergischer Bodenseehafen entstand.
[22] Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1701 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, In: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.
[23]eigenhändig.
[24] vorgelegt.