Gustav Öhri bittet um Entlassung aus dem österreichischen Heer


Handschriftliches Schreiben von David Bühler, Rechtsagent in Mauren, im Namen von Gustav Öhri an das k.u.k. Kriegsministerium [1]

6.8.1918, Mauren/Ludesch (Vorarlberg)

Der unterthänigste Gustav Öhri aus Mauren im Fürstenthum Liechtenstein nimmt sich hiermit die Freiheit, einem hohen k.k. Kriegsministerium nachstehende ergebenste Bitte zu unterbreiten:

Am 20. November 1914 stellte ich mich als Liechtensteiner freiwillig zu den österreichischen Fahnen; ich wurde zum k.u.k. 3ten Tiroler Kaiserjägerregimente in Steier zugeteilt, wurde dort ausgebildet und kam am 26. März 1915 ins Feld in die Karpaten.

Am 2. Juni gleichen Jahres wurde ich gefangen genommen bei Rudnike am San und erreichte am 20. April 1918 bei Brodi wieder Österreichisches Gebiet; am 27. Mai erreichte ich mein Regiment.

Nun befinde ich mich in Ludesch Vorarlberg auf Erholungsurlaub.

Mein Vater Johann Öhri wohnt in Altstätten Ct. St. Gallen Schweiz; er ist vermögenslos und hat zahlreiche Familie, alles unmündige Kinder.

Mein Vater ist schon lange Zeit schwer krank und schreibt mir rührende Briefe, ich möchte ihm beistehen. Nun kommt vor einigen Tagen an meine Heimatsgemeinde Mauren die Depesche, dass seine ganze Familie an "Spanischer Krippe" erkrankte und dass alle auf Kosten der Gemeinde Mauren dem Spitale dort übergeben werden.

Es ist nun meine kindliche Pflicht, meinem armen Vater beizuspringen.

Nachdem ich als Liechtensteiner durch nahezu vier Jahre freiwillig und treu unserm österr. Nachbarstaate diente, glaube ich, die gehorsamste Bitte wagen zu dürfen, mich zur Linderung der grossen Noth meinem Vater zurückzugeben und meine Entlassung vom Militärdienste bewilligen und veranlassen zu wollen. [2]

Ich verharre einem hohen k.k. Kriegsministerium

gehorsamst

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[1] LI LA RE 1918/2495. Am Schluss des Schreibens handschriftlicher Vermerk der Ortsvorstehung Mauren vom 7.8.1918: "Die Angaben sind korrekt und wird befürwortet". Bühler sandte das Gesuch am 6.8.1918 an die Regierung mit der Bitte um "befürwortende Weiterleitung" (LI LA RE 1918/3436 ad 2495, Bühler an Regierung, 6.8.1918). Öhri hatte bereits am 4.6.1918 ein Gesuch an die Regierung gerichtet, in dem er darum bat, beim österreichischen Kriegsministerium um seine Entlassung nachzukommen (LI LA RE 1918/2495).
[2] Öhri wurde mit Erlass des k.u.k. Kriegsministeriums vom 14.9.1918 aus dem Heer entlassen (LI LA RE 1918/4660 ad 2495).