Brief Rheinbergers an seine Nichte Olga über seine Gedanken zur Pensionierung.


München, den 9.9.01

Meine theure Olga!

Es wird Dich interessiren zu vernehmen, dass ich um meine Pensionirung eingekommen bin - nach langem wohlerwogenem Entschlusse - gleich nach meiner Ankunft von Kreuth. Dr. Guido Stieler hat mir sehr ernst dazu gerathen. Wenn ich auch durch diesen Schritt jährlich circa 1000 M. einbüsse, so thut mir dies nicht weh, brauche mich desswegen in keiner Art einzuschränken, und bin dann doch frei - zum erstenmal in meinem Leben; habe weniger Ärger und kann meine Gesundheit besser schonen. -

Gestern war Fr. Nebesky mit Tochter da; brachte Deine Grüsse und sang Dein Lob. Alle Leute haben den Olgus gern, ich aber am „gernsten“. Sie meint aber, Du sehest etwas abgespannt aus; hoffentlich kommst Du (so bald es nämlich möglich ist) zu mir, um Dich zu erholen. Wie geht es Emmaus? Hoffentlich hat Dr. Saxer Euch beruhigt.

Mit besten Grüssen allerseits
Dein (d.h. „Euer“) Onkel Jos. Rheinberger.

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