Brief Rheinbergers an seine Nichte Olga über seine Lebensumstände in den letzten Monaten vor seinem Tod.


Bad Kreuth, 29.7.01

Meine Olga!

Das Buch und die (Schneider-) Karte habe ich erhalten - besten Dank. Hoffentlich bist Du wohl und pflegst Dich ordentlich und lässt Dir nichts abgehen - ich mache es ja auch so.

Ich war Deine liebe Gegenwart wieder so gewöhnt, dass es mir schwer fallen wird, Dich im Herbst zunächst entbehren zu müssen.

Letzthin war Bussmeyer[1] einen Tag hier bei mir; er ist einer der Wenigen, die mir von Herzen anhänglich sind; mit dem Maul sind es allerdings Viele, aber ich habe auch so viel Menschenkenntniss mir erworben (und zwar mit Opfern) dass ich mir Nichts mehr weis machen lasse. - Grüsse mir Frau Lukretia[2], wenn Du sie zufällig siehst.

Auch die tapfere Emma lass ich grüssen.

Nun adieu, mein lieber, guter Olgus!

Schreibe bald

Deinem herzlich ergebenen
Onkel J. Rheinberger.

 

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[1]  Bussmeyer = Rheinbergers Arzt
[2] Z. 18 . Frau Lukretia = Lukretia Rheinberger, Wirtin im Löwen zu Vaduz.