Philipp Wolfrum schreibt an Rheinberger in Sachen Tonkünstlerversammlung („Töpferversammlung“) 1901 wegen Programmänderung.


Heidelberg, 11. Febr. 1901.

Hochverehrter Herr Geheimrat,

wärmstens dankend für Ihre lieben Zeilen, teile ich Ihnen rasch vor der Sitzung mit, dass ich doch lieber das (2.) Orgelconcert vorschlagen würde, und zwar mit Rücksicht auf den Raum, in dem allein die Reproduction einer Orgelnummer möglich ist, nämlich die St. Peterskirche. Im Concertsaal besitzen wir keine Orgel. Die Peterskirche ist aber sehr schön für Concertzwecke eingerichtet. Die Suite verspare ich mir dann für den neuen Saal mit neuer Orgel, die in längstens 2 Jahren fertig werden.

Und nun noch eine bescheidene Anfrage.

Wäre es ganz ausgeschlossen, dass Sie das Concert dirigiren und ich es spiele (oder noch besser umgekehrt?) Wir hätten 14 Primgeigen - 8 Contrabässe, und alle Probenarbeit würde vorher aufs Gründlichste erledigt sein. -

Nach dem seitherigen Plan soll mit dem Werke am Samstag den 1. Juni abends 7 Uhr oder früher in der Peterskirche begonnen werden. Sie könnten sofort nach dieser Nummer sich in alle (allerdings bescheidenen) Bequemlichkeiten Heidelbergs zurückziehen, am andern Tage würde ich Ihnen schönes Wetter für eine Erholungsfahrt in unseren herrlichen Wäldern besorgen etc..

Jedenfalls würde es von allen Seiten, insonderheit aber von Ihrer Schule (wozu neben mir noch mancher Andere sich zu rechnen die Ehre hat) dankbar begrüsst werden, wenn Sie die Gelegenheit einmal wahrnehmen wollten, sich dem „Volke der Töpfer“ zu zeigen. Wenn von Ihrem Aussehen auf Ihr Befinden geschlossen werden darf (und das ist doch wohl die Regel!) so glaube ich, hochverehrter Herr Professor, sehen Sie mit Unrecht pessimistisch. Sie erschienen mir im vorigen Jahr körperlich frischer und elastischer, als bei meinen jahrelang zurückliegenden Besuchen vorher. Wir dürfen Gott danken, wenn er Sie in diesem Status recht lange uns erhält!

Nun nehmen Sie meine Anfrage nicht ungütig auf, und bewahren Sie Ihre freundlichen Gesinnungen

Ihrem dankbar ergebenen
Wolfrum.

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