Wien, Sommer 1900
Hochverehrter Meister!
Gestatten Sie, dass ich für die freundliche Zusendung Ihres Requiems[1] meinen herzlichsten Dank ausspreche. Das Werk wird dem ständigen Repertoire der Votivkirche ebenso einverleibt wie Ihre Messen in F moll, G (a capella), C dur und E dur.
Ich kann sagen, dass wir in unserer Kirche alljährlich wenigstens zehn Rheinberger-Aufführungen haben. Besonderes Interesse brachte der verstorbene Prof. J. Dachs Ihren Werken entgegen; er war jedesmal in der Kirche anwesend, um den hochgeschätzten Meister zu geniessen.
Für Ihre E-Messe schwärmt Alles!
Mit dem Ausdruck der vorzüglichsten Verehrung zeichnet
Theobald Kretschmann.
NB. Noch zwei andere Ihrer Herrlichkeiten sind in unserem Repertoire: „Regina coeli“[2] und „Tu es Deus“.
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[1] Ihres Requiems... = Requiem in d-moll, op. 194, für vier Stimmen und Orgel. Messe in f-moll, op. 159, für gem. Chor und Orgel. Messe in G-dur („St. Crucis“) für gem. Chor a cappella, op. 151. Messe in C-dur, op. 169,für Soli, Chor und Orchester. Messe in E-dur („Misericordias Domini“), op. 192, für vier gem. Stimmen und Orgel.
[2] „Regina coeli“ und „Tu es Deus“ = „Regina coeli“ op. 96 Nr. 1 für dreistimm. Frauenchor und Orgel oder op. 171 Nr. 5 für Singstimme und Orgel. „Tu es Deus“, Graduale für vier Singstimmen a cappela. Das Autograph trägt die Anmerkung: „Herrn Kapellm. Th. Kretschmann zum Abdruck f. d. Gradualienbuch des Kirchenmusikver. a. d. Votivkirche zu Wien.“ (WoO 68)