Nach den Sommerferien meldet Rheinberger seiner Nichte Olga seine Rückkunft


München den 4. 9. 94

Mein lieber Olgus!

Seit 1. September bin ich wieder hier und da das Wetter entschieden schlecht geworden, bisher noch gar nicht nach Starnberg gegangen. Der Aufenthalt in Kreuth war sehr angenehm; von den 7 Wochen waren nur zwei regnerisch. Ille’s sind auch seit gestern wieder hier. Dass Du so von Rheuma heimgesucht bist, thut mir sehr leid - in Deinen jungen Jahren soll sich so was noch nicht einnisten!

Ich freue mich übrigens, wenn Du wieder kommst; ich will Dir nur sagen, dass das Bier wieder vortrefflich ist. Die Stadt ist ganz überfüllt mit Fremden - es ist, als ob der Duft von ganz Europa hier konzentrirt wäre! In Betreff des Verschönerungsvereines hast Du ganz recht: ein Weg zum wilden Schloss[1] ist wirklich nicht das Drängenste! Es scheint, dass mein Bruder David in Vaduz sehr fehlt, der hätte ihnen schon gesagt, was zu thun ist. In Betreff Deines Hierherkommens will ich Dich nicht pressiren, doch wäre es mir lieb, wenn Du Dich bald darüber äussern würdest. - 

An Deine liebe Mama, Hermine, Emma, Egon die herzlichsten Grüsse. Schaue Deine Gesundheit recht zu kräftigen und schreibe bald wieder

Deinem Onkel
Jos. Rheinberger.

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[1] Burgruine oberhalb von Vaduz.