Bad Kreuth 18.8.93
Meine liebe Olga!
Deinen Brief habe ich gestern erhalten und freue mich daraus ersehen zu haben, dass es wenigstens nicht schlechter geht und mein lieber Bruder sich so tapfer hält; möge auch Deine gute Mama in dieser Zeit der schweren Prüfung nicht den Muth verlieren!
Da das Wetter jetzt besser ist, kann ich doch durch häufiges Baden den Rheumatismus bekämpfen; spüre aber bisher keine Wirkung. Schlimmer ist, dass meine Schlaflosigkeit anhält - doch will ich nicht klagen! /…/
Der Fürst v. Liechtenstein hat sich ja den Fuss gebrochen - es ist nur ein Glück, dass dies nicht in Liechtenstein geschehen ist! Grüsse Alle im rothen Hause[1] und halte muthig aus.
Dein herzlich ergeb. Onkel
Jos. Rheinberger.
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[1]Im „Roten Haus“ in Vaduz, seit 1807 Familienbesitz der Familie Rheinberger, lebte Josef Rheinbergers Bruder Peter mit seiner Familie.