Philipp Wolfrum berichtet Rheinberger über seine Tätigkeiten.


Heidelberg, am 30.6.91

Hochverehrter Herr Professor,

ich verfolge mit der Aufführung des Pergolese gewisse belcanto-Zwecke bei dem hiesigen Frauenchor. Nun hab ich eine Original-Paritur in Ihrer Hof- und Staatsbibliothek aufgetrieben. Die Bearbeitung der Orgelstimme habe ich begonnen, ebenso die Überarbeitung des Quartetts. Es sind nicht blos 2 Geigen und Bass, sondern auch eine häufig selbständig gehaltene Bratsche dabei. Das Stück thut nach der h-moll Messe und einiger neuester Musik dem hiesigen Chor und Publikum gut; es wird sicherlich leicht begriffen und gut gesungen. Männerstimmen habe ich diesmal beim Kirchen-Concert nicht zur Verfügung, sonst würde ich schon zum Astorga gegriff en haben.

Bei Ihrem Orgel-Concert wird Hänlein in Mannheim den Orgelpart übernehmen, da ich hier absolut keinen dirigirenden Stellvertreter habe.

Morgen leite ich in Pforzheim das VI. bad. Kirchengesangsfest mit etwa 750 teils städtischen, teils ländlichen Sängerinnen und Sängern. Ich habe das Amt seit 5 Jahren „um Gottes willen" übernommen.

Haben Sie, hochverehrter Herr Professor, Dank für Ihre freundlichen Zeilen.

Stets lhr treuergebener, dankbarer

Dr. Wolfrum.

Heidelberg, am 30.6.91

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