Franz Xaver Haberl bedankt sich für die widmung und versucht zu erfahren was mit dem Nachlass von Julius Josef Maier geschehen wird.


Wörishofen, 27.11.89.

Sehr geehrter Herr Hofkapellmeister!

In der Einsamkeit bei Kneipp seit 12.d. verweilend wurde mir jüngst erst von Regensburg her gemeldet, dass Ew. Hochwohlgeboren die Güte hatte, mir ein Ex. der dedicirten 4-stimm. Messe zuzusenden. Ohne länger zu zögern statte ich Ihnen für die unverdiente Aufmerksamkeit meinen herzlichsten Dank ab, bedauernd, dass ich wegen der Wasserkur gegen eine Hautkrankheit so spät dazukomme und in Ihren Augen als unfreundlich gelten musste.

Bis 7. Dez. werde ich wieder in Regensburg sein und dann der Messe baldmöglichst mein Studium zuwenden.

Aus der Ztg. habe ich entnommen, dass mein langjähriger Gönner, H. Conservator Jul. Maier mit Tod abgegangen ist und ich las auch den Nachruf, den Sie ihm in edelster Weise gewidmet haben. Dürfte ich vielleicht um Aufschluss bitten, was mit dem literarischen oder musikal. od. bibliographischen Nachlass des Dahingeschiedenen geschehen wird? Meines Wissens hat er viel Material über Orlando gesammelt. Wenn ich durch Kauf in den Besitz der mir dienlichen Manuscripte kommen könnte, würde ich gerne zu Unterhandlungen bereit sein. Die Stelle eines Custos scheint wohl an der Kgl. Hofbibliothek nicht mehr besetzt zu werden? Schade, wenn die von dem fleissigen Manne begonnenen Arbeiten für die reiche musikal. Abteilung unvollendet bleiben. Arme Musikwissenschaft!

Mit der Bitte, mich Ihrer Frau Gemahlin freundlichst zu empfehlen, zeichne mit wiederholtem Danke

Ew. Hochwohlgeb.

ergebenster

Dr. Fr. X. Haberl.

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