Josef Rheinberger schreibt wieso er das Haus der Eltern auf keinen fall will.


München d. 26.11.1889.

Mein lieber Bruder!

Zu meiner Überraschung erfuhr ich heute, dass es im Werk war, mir das elterliche Haus zuschreiben zu lassen. Meine Frau hatte in dem guten Glauben, mir damit eine Freude zu machen, desswegen an Dich geschrieben, ohne mir etwas davon zu sagen, und wie ich aus Deinem lieben Briefe entnehme, bist Du freundlichst darauf eingegangen. Allein das Haus wäre mir ja nur eine Last u. Verlegenheit. Wegen der paar Tage, die wir eventuell in einem od. anderen Jahre in Vaduz zuzubringen gedächten, lohnt es doch nicht Mühe u. Kosten, es herzurichten od. an diesem unschönen Platz etwas Neues zu bauen. Du wirst also wie es das dortige Erbrecht will, als älterer Bruder das Haus u. die liegenden Güter übernehmen; was das übrige Erbe anbetrifft, so erwarte ich Deine gefälligen Notizen und Vorschläge; wir werden uns ja leicht verständigen. Wenn Du allenfalls nicht immer Zeit zu schreiben hast, so beauftrage Hermine damit, die, wie ich aus Ihrem letzten Briefe gesehen, sehr gut mit der Feder zur Hand ist; ich werde immer umgehend antworten.

Wegen des Hauses habe ich Dir heute telegrafirt, um zu verhindern, dass es mir gerichtlich zugeschrieben verde. Ich glaube, Du solltest es für Egon seinerzeit etwas herrichten - es braucht ja nicht zu eilen. -

Wenn Du also über irgendetwas im Zweifel bist, so sei so freundlich es mich wissen zu lassen, ich od. meine Frau werden sofort antworten. Deinen Anordnungen wegen eines Grabsteines stimme ich natürlich bei.

Mit bestem Grusse

Dein Bruder Jos. Rheinberger.

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