Hans v. Bülow bittet um die Bearbeitung Werkes von Bach und um die Sendung einiger zusätzlicher Textbücher.


Meiningen, 12. Febr. 1889

Hochgeehrter Herr!

Ihre freundlichen Zeilen, gleichzeitig mit dem schuldigen Danke für Ihr Bild, nicht allzu unzulänglich zu beantworten, fehlt es mir gegenwärtig an Musse. Zudem sehe ich noch immer der versprochenen Digteralisirung von Bachs 142jährigen XXX [Goldberg-Variationen v. J.S. Bach] entgegen, um so ungeduldiger als mich Herr Winding (Copenhagen) mit einer Reduction in usum delphinae amüsirt hat.

Mein heutiges Kryptotelegramm hat - ausser obiger dringender Vorrede zu einem Nichtbriefe - noch einen anderen Zweck. Sie wissen oder wissens vielleicht nicht, dass ich Ihres Thürmer's Töchterlein für ein sehr lebensfähiges Bühnenwerk halte. In einer Matinée in Hamburg - noch nicht festgestellt - möchte ich den Wallenstein[1] so dramatisch (Theaterconzert) aufführen, dass eine Empfehlung gen. Oper an Pollini und Sucher nicht gänzlich pour l'empereur d'Allemagne expectorirt würde. Hätten Sie die Güte, meine vielleicht infernolastricante Absicht durch sofortige Zusendung einiger Textbücher (auch in Bremen - vide Beilage) zu fördern? Noch Eines. Sie haben vor bald 4 Lustren eine grosse Klavierfuge[2] (H-dur - eine Art Pendant zu Op. 106 Finale) geschrieben, die mir abhanden gekommen ist, deren Titel mir nicht einmal mehr erinnerlich ist, die mir aber damals so fabelhaft imponirt hat, dass ich jetzt, wo ich bei "Klaue" bin, deren Einübung riskiren möchte.

Nehmen Sie mir diese Express-Betteleien nicht übel, haben Sie die Güte, mich Ihrer Gemahlin vertrauensvoll zu empfehlen und bleiben Sie versichert der

unwandelbaren vorzüglichen Hochachtung

Ihres ganz ergebenen Bewunderers

Hans v. Bülow

Intendant der Herzogl. Hofkapelle.

Meiningen, 12. Febr. 1889

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[1] den Wallenstein = Sinfonisches Tongemälde op. 10
[2] grosse Klavierfuge = Praeludium und Fuge zum Concertvortrag für Pianoforte, h-moll/H-dur, op. 33