Johann Stehle bringt seine Bewunderung für die neue a capella Messe op. 151 zum ausdruck und bittet Rheinberger seinen Sohn am Vontrapunkt zu unterrichten.


St.Gallen, den 14.Sept.1888.

Hochverehrtester Herr Hofkapellmeister!

Nächsten Sonntag den 16. d.M. als am eidgenössischen Bettage (=der hochoffiziele Staatsfeiertag) führe ich mit dem Domchor Ihre prächtige a capella Messe op. 151 auf. Das Studium des hochinteressanten Werkes hat mir und dem Chore grossen Genuss bereitet und erhoffe ich eine gute Aufführung; der Chor ist Feuer und Flamme dafür. In den Blättern wird über Aufführungen beim Gottesdienste nie referirt, sondern höchstens eine kleine Notiz gegeben, desshalb erlaubte ich mir, auf diesem Wege Ihnen Kenntniss zu geben.

Mein Sohn Eduard wird dieser Tage wieder in die Musikschule einrücken, um seine Studien fortzusetzen. Ich bitte recht sehr, ihn, wenn immer möglich, in den Unterricht am Contrapunkt aufzunehmen (da er in der Harmonielehre jetzt denn doch genügend vorbereitet sein sollte), und erlaube mir, ihn zu diesem Zwecke hiemit angelegentlichst zu empfehlen.

Mit vorzüglicher Hochachtung zeichnet

Euer Hochwohlgeboren

ganz ergebenster

J.G.Ed. Stehle.

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