Max Forberg versucht den Preis für die "Montfort" Komposition zu drücken.


Leipzig, den 21.5.1886

Sehr geehrter Herr!

Ich bestätige Ihnen mit verbindlichstem Dank den Empfang der "Sage von Montfort" und habe mir das Werk angesehen. Dasselbst ist mir für meinen Verlag sehr willkommen, aber auf ein Honorar von 2500 Mark war ich nicht gefasst.

Ich dachte etwa an ein Honorar von 12-1500 Mark, aber nicht entfernt an eine solche Summe. Das Werk ist etwa von dem doppelten Umfange Ihres "Wittekind“[1], welchen Sie mir z.Zt. für ein Honorar von 500 Mark überliessen! Ich verkenne gewiss nicht die mühevolle Arbeit; indessen bitte ich auf der andern Seite bedenken zu wollen, wie unendlich schwer es jetzt für den deutschen Verleger ist, mit seinen Neuigkeiten durchzudringen - jetzt, wo eigentlich nur noch "Musik geht" von der Art Nessler's "Rattenfänger" und "Trompeter"![2] Ich würde das Werk selbst dann ganz gern nehmen, wenn ich auch auf Jahre hinaus nur auf eine Verzinsung der Herstellungskosten - welche, wie Ihnen bekannt, mehrere Tausend Mark betragen - rechnen könnte, aber das kann ich nicht. Selbst bei dem "Wittekind" habe ich jetzt die Anlagekosten auf mein Ehrenwort - obschon ja das Werk ganz gut seinen Weg gegangen ist - noch nicht gedeckt, und, wenn ich Ihnen einmal mein Verlagsabsatzbuch vorlegen könnte, so würden Sie über manche ähnliche Resultate gewiss überrascht sein! Wollen Sie nun mir, dem Verleger, die Herausgabe "guter Musik" erschweren resp. ganz unmöglich machen, nun so muss sich eben schliesslich Jeder mit Nothwendigkeit der Publikation Nesslerscher und ähnlicher Sachen zuwenden, die ein leichtes und bequemes Geschäft für den Verleger sind. Es ist sonst nicht meine Art, bei dem Ankauf von Manuscripten zu feilschen, aber hier in dem vorliegenden Falle muss ich schon einmal davon abgehen und glaube im Hinblick auf unsere mehr als 20-jährige Beziehung das wol auch einmal thun zu dürfen.

Ich wiederhole, dass ich das Chorwerk sehr gerne hätte - ja, dass es mir sogar sehr fatal sein würde, wenn dasselbe eventuell woanders herauskäme, der ich ja eigentlich Ihr erster Verleger bin und weitaus das Meiste von Ihnen bringen konnte - also bitte, überlegen Sie sich, geehrter Herr, deshalb den Punkt bezüglich das Honorar wohlwollend noch ein Mal.

Mit hochachtungsvollem Grusse Ihr ergebenster

Max Forberg.

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[1] "Wittekind" = Chorballade für Männerchor und grosses Orchester, op. 102, komp. 1877, erschien im selben Jahr bei Rob.Forberg in Leipzig.
[2] Nessler's "Rattenfänger" und "Trompeter" = die Opern "Der Rattenfänger von Hameln" (1879) und "Der Trompeter von Säckingen" (1884) vonViktor Ernst Nessler (1841-1890)