Franziska Rheinberger bedankt sich für die Aufnahme des "Maitags" im Musikabendprogramm


München, 30. Januar 1882

 

München 30. Januar 82

Sehr geehrter Herr Hiller!

Es hat mich so herzlich gefreut unseren Maitag [1] auf dem Programm des Musikabend Ihres Conservatoriums zu sehen, dass ich mir erlauben muss, Ihnen dafür zu danken und zugleich die Hoffnung auszusprechen, dass Ihnen unsere gemeinschaftliche Arbeit ein kleines Vergnügen bereitet hat.

Es macht mich sehr glücklich, dass mein Mann genau die Texte componirt, welche ich ihm schreibe – so auch jüngst die Legende des Chistophorus, deren Sendung Sie hoffentlich empfangen haben.

Letzteres Werk ist mir sehr an das Herz gewachsen und obgleich es ganz gegen die Art meines Mannes ist, sich in irgend einer Weise vor- und aufzudrängen, so kann doch ich den tiefen Wunsch nicht unterdrücken, es möchte ihm einmal vergönnt sein, im Gürzenich dieses Werk selbst zu dirigiren und bei dieser Gelegenheit sich den Rheinländern als… echten Rheinländer vorzustellen: in so ferne echt, als seine Heimath Vaduz auch am Rhein liegt. Längst schon haben wir vor, Ihnen in Cöln einen Gegenbesuch zu machen!

Empfangen Sie nochmals unseren aufrichtigen Dank für die Beweise Ihrer Theilnahme an den Arbeiten Rheinberger’s. Hoffentlich erfreuen Sie sich einer recht guten Gesundheit, sodass das wirkliche Wiedersehen mit all Ihren berühmten Freunden im Jenseits noch lange, lange hinausgezogen und nur eine schöne Phantasie bleibt!

Es grüsst Sie in aller Verehrung Ihre ergebenste

Franziska Rheinberger.

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[1] "Maitag". Ein lyrisches Intermezzo von fünf dreistimmigen Frauenchören mit Klavierbegleitung. Text Fanny von Hoffnaass. Op. 64.