Bad Kreuth, 31. Juli 1880
Bad Kreuth, 31. Juli 1880.
Lieber Schwager David!
Wie schade, dass die guten Eltern und Maly die .freudige Mittheilung nicht hienieden noch anhören können, (hoffentlich ist ihnen der Himmel lieber!) welche ich Dir heute zu schreiben habe. Curt hat vor ein paar Tagen, ein päbstliches Breve erhalten, welches in Anerkennung seiner Verdienste um die katholische Kirchenmusik ihm nicht nur den Segen des heiligen Vaters ertheilt, sondern ihn auch zum Ritter des Ordens vom Hi. Gregor dem Grossen erhebt.
Wahrscheinlich lächelst Du dazu, ich aber habe mich von ganzem Herzen darüber gefreut, denn schon die Ansprache "dilecte fili" ist - wenn auch allgemeiner Styl, so doch für mein Herz besonders trostvoll.
Ich bitte Dich, diese Kunde ausser dem Bruder Peter auch dem Herrn Landesverweser und Hr. Hofcaplan Fetz [1] mitzutheilen. Es ist doch schön, dass einem Liechtensteiner diese Ehre widerfuhr, welche nicht aus Form sondern aus tiefern Gründen gegeben wurde.
Wir sind seit 14 Tagen in Kreuth und zwar wie immer sehr gern hier, weshalb wir auch den Aufenthalt möglichst ausdehnen. Die Ruhe, frische Luft, gute Nahrung und sonstige Bequemlichkeit sind für die von Curt so wohl verdiente Erholung sehr geeignet - auch fehlt es nie an liebem Umgang. Ob wir nach Vaduz kommen? … Curt hat noch nichts darüber verlauten lassen, und noch immer sehe ich ihm an, wie tief schmerzlich ihn der Abschied von Maly berührt. -
Da er aber sehr nervös ist und jede Gemüthsaffektion ihm Kopfweh macht, so getraue ich natürlich nicht, ihm zuzureden, sondern warte auf seinen eigenen Entschluss.
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[1] Karl Haus von Hausen. - Hofkaplan Fetz war Rheinbergers Lehrer in Vaduz. "Vom Herbste 1850 bis 51 erhielt er (Rheinberger) bei mir einigen Unterricht..." (vgl. Band 1, S. 27f)