Ferdinand Hiller erteil Rheinberger eine Absage für das Musikfest, bittet ihn aber um ein neues Chorstück


Frankfurt, 04. April 1880

 

4.4.80.

Werthester Herr College,

Es thut mir schrecklich leid, da meine gute Absicht, Ihren Namen auf unserm Musikfestprogramm vertreten zu sehen, sich wohl nicht verwirklichen lassen wird. Für Männerchor wird auf unseren Festen (wie in unseren Konzerten) nichts aufgeführt, das besorgen die Vereine hier. Von allem, was ein Requiem enthält, ist ebenfalls zu Pfingsten abzusehen - nicht einmal am ersten, viel weniger am 3. Tage (wo es schon etwas heiter zugeht) würde man dazu die Einwilligung geben. Nun ist das Stück, welches Sie instrumentiren wollen, und welches ich gleich von Forberg verlangt, nicht bei demselben gestochen, wie er mir sagt, und, da es nicht in meinen Händen, aber auch nicht in der Weise, wie es nöthig, gegeben worden, kann ich es auch in der nächsten Sitzung nicht vorschlagen. Erlauben Sie mir nun, Sie zu bitten, in Betracht der Bedürfnisse unserer rheinischen Konzerte, in welchen jedesmal Chor (gemischter) mitwirkt, sich einmal dieser Form zu bemächtigen und ein kürzeres, nicht allzu schweres Stück ohne Soli zu schreiben (wie, in Bezug auf die Lange, etwa mein "Gesang der Geister über den Wassern" oder Brahms "Schicksalslied" und dergleichen) - sie sollen von uns gegeben werden und überhaupt in den Rheinlanden sicher eine gute Wirkung davon verspüren. Verzeihen Sie mir, dass ich Sie belästigt - empfehlen Sie mich der verehrten Gattin, deren Rath ich diesmal leider nicht befolgen kann.

Ihr ergebener

Ferd. Hiller.

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