Franziska Rheinberger schickt mit ihrem Brief ein Werk von Josef Rheinberger für das Mädcheninstitut von Davids Töchter


Franziska Rheinberger, München, 26.03.1879

 

Im vorigen Jahre war der arme /Max/ Zenger am verhungern und wer ihn näher kannte, fürchtete, er könnte sich einmal ein Leides anthun. Curt hat sich sehr bemüht, dass er an der Kgl. Musikschule als Chorgesanglehrer angestellt wurde, da er ihn für diese Stelle als empfehlenswerth kannte, und Zenger ist nun sehr fleissig und so glücklich, als es sein brennender Ehrgeiz - (diese Reblaus der Kunst) zulässt. Gott sei Dank, dass Curt von dieser Krankheit nie zu leiden hatte. Er ist so zufrieden, und Zufriedenheit ist ein so seltenes, kostbares Gut! -

Deine Erzählungen über Gutenberg und die Mädchen [1] dort haben mich sehr gefreut. Da Du schreibst, sie hätten Mangel an Gesangsmusik, sende ich Dir hier ein Werk Curt's [2], welches viel in Instituten gesungen wird und sich wegen Einfachheit des Textes und der Composition trefflich für Kinder eignet. Vielleicht bringst Du es einmal mit meinen besten Empfehlungen der Frau Oberin. In den Klöstern der Salesi- anerinnen ist dieses Heft sehr beliebt - Curt hat es auch für ein "Kloster der Heimsuchung" geschrieben. Im Kgl. Erziehungs-Institute wurde es hier mit "lebenden Bildern" zwischen den einzelnen Stücken aufgeführt.

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[1] Unterhalb der Burgruine Gutenberg bei Balzers liess Fürstin Franziska von Liechtenstein 1854-1858 ein Gebäude - das sog. Untere Schloss - errichten, in welchem 1873 ein Pensionat für Töchter aus höheren Beamtenfamilien Platz fand. Unter der Leitung von "Schwestern der christlichen Liebe" bestand dieses Mädcheninstitut bis 1920.
[2] "Das Töchterlein des Jairus". Cantate für Kinder mit Klavierbegleitung, op. 32