Josef Rheinberger schreibt seinem Bruder David Rheinberger einen Brief über seinen Sommer 1878


München, nach 14.09.1878

 

Eben aus den Feien zurückgekehrt, halte ich es für nothwendig, Dir wieder ein Lebenszeichen in Gestalt eines Briefes zukommen zu lassen. Wir waren von Hälfte Juli bis Ende August (wie alle Jahre) in Bad Kreuth, wo ich strenge Molkenkur gegen meinen chronischen Husten brauchte. /.../

Sodann gingen wir über Tölz, wo wir drei Tage zubrachten, nach Starnberg. Tölz liegt reizend im Isarthale - so nahe es bei München liegt (in 1 1/2 Stunden per Bahn zu erreichen) war ich doch zum ersten Male dort. /.../ Unser täglicher Zimmer- und Tischnachbar war der Ministerpräsident v. Pfretzschner, ein äusserst liebenswürdiger feiner Mann. Von unserm Zimmerbalkon aus hatten wir die volle Längeaussicht des Sees, mit dem lebhaften Eisenbahn- und Dampfschiffverkehr zu Füssen, was bei schlechtem Wetter immerhin die Langeweile verscheuchte. Seit 14. d. M. sind wir wieder hier und von Morgen an geht es wieder ins Geschirr. /.../

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