Hermann Lingg korrespondiert mit Franziska Rheinberger bezüglich Änderungen am Text von "Lob des Seeweines"


Brief von Hermann Lingg an Franziska Rheinberger:


München, d. 5ten Novbr. 1873

Hochverehrteste Frau Professor!

Doppelten Dank Ihrem Herrn Gemahl, einmal für die Güte, überhaupt, dass er mein Lied componirt, u. dann für die besondere Freundlichkeit in Bezug auf die vorzunehmenden Abänderungen, die gewiss nur dem Text von Nutzen sind. Nur für die gänzliche Weglassung der zweiten Strophe hätte ich noch einen Vorschlag: wenn man anstatt Schnaps Krog od. Crok sagen würde,- es gab einen dänischen General gleichen Namens -, da könnten denn doch die Frauenzimmer nichts dagegen haben, obwohl ich weiss es - sehr viele Damen in weit näherer Beziehung zu dem edlen Getränke stehen, als sich musikalisch oder poetisch ausdrücken lässt. Bei dieser Gelegenheit könnte dann auch die Bierfrage etwas delicater gefasst u. gesagt werden:

"Das Bier wird schlimm u. immer schlimmer".

Nicht, dass etwa noch Dichter u. Compositeur eines schönen Morgens vor dem Königlichen Staatsanwalt sich zu rechtfertigen hätten. Übrigens versteht sich von selbst, dass die Strophe fallen muss, es sind ihrer ohnehin schon zu viele für ein bedenkliches Thema, als das Lob des vielgeschmähten Seeweines ist.

Herrn Professor mich dankschuldigst empfehlend
in Verehrung und Hochachtung
Ihr ergebenster
Dr. H. Lingg."

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