Jos. Rheinberger vertonte das Gedicht "Lob des Seeweines" von Hermann Lingg


Ursprünglicher Autograph von dem Lob des Seeweins:


Was soll den wackren Zecher laben
Nach Tagesmüh zu neuem Muth?
Von allen edlen Himmelsgaben
Bleibt stets der Wein das höchste Gut.

Das Bier wird schlecht und schlechter immer,
Für Schnaps sagt man dem Teufel Dank,
Der Punsch ist für die Frauenzimmer,
Der Wein, das ist der Männer Trank.

Den Wein der alten Schwabengaue
Den Seewein trinkt ein echter Mann;
Vor Zeiten liebte man das Rauhe
Und lachte kühn ob Acht und Bann.

Was trunken doch die tapfern Schwyzer
Bei Sempach als die Schlacht begann?
Sie trunken keinen süssen Spritzer,
Sie trunken Seewein wie ein Mann.

Ein Bischof hat den Wein der Franken
Gesetzt zu einem Liebesmahl,
Er ist das Labsal aller Franken
Drum trägt man ihn ins Hospital.

Der Rheinwein hat zwar Goldjuwelen,
Doch quillt dabei manch falsche Perl,
Auch rinnt er nur in reiche Kehlen;
Den Seewein trinkt ein echter Kerl.

Nun zarten Seelchen dünkt er sauer.
Wer Seewein nicht vertragen kann,
Dess' Herz hat keine rechte Dauer
Den Seewein trinkt ein rechter Mann.

Drum hebt die Becher, lasst sie klirren,
Stosst an & stosset dreimal an;
Nach Cyprer mag mein Täubchen girren,
Doch Seewein trinkt ein braver Mann!

______________