Ferdinand Hiller bedankt sich bei Franziska Rheinberger für die Aufführung seines Oratoriums "Die Zerstörung Jerusalems" durch J. G. Rheinberger


Brief von Ferdinand Hiller an Franziska Rheinberger:

 

Stockholm, 19.6.1875

Verehrteste Frau !  

Ihr sehr lieber Brief hat eine Vergnügungsreise über Cöln und - Christiania gemacht, um mich gestern Abend hier zu erreichen, in letzterer Stadt hat er sich sogar eine Weile aufgehalten. Aber sein verspätetes Eintreffen hat es zu keinem weniger erfreulichen gemacht und ich danke Ihnen auf's herzlichste für Ihre Mittheilungen, Ihrem Gemahl für seine aufopfernde Tätigkeit. Da ich gar keine Ahnung von einer auch nur projektirten Aufführung meiner Zerstörung bei Ihnen hatte, so war Ihre Botschaft zugleich die angenehmste Überraschung. Am Abend der Aufführung war ich mit meiner Tochter und Gades von Copenhagen [1] aus nach dem hübschen Bade Schlangenberg gefahren und wir gingen dort in einem prachtvollen Buchenwald spatzieren. In Christiana waren wir aber garnicht, es wurde uns zu viel für die gegebene Zeit und wir haben uns mit Dänemark und Schweden begnügt.

Hoffentlich sehe ich Sie beide recht bald einmal wieder. A propos, gerade gestern Nachmittag bezeichnete ich dem hiesigen Gesangs-Chor-Professor Günther mehrere Werke Ihres Gemahles, da er nach Chorkompositionen mit Pianobegleitung besonderes Verlangen trug.

Mit freundschaftlichstem hochachtungsvollsten Gruss

Ihr altergebener

Ferd. Hiller.

 

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[1] Niels Wilhelm Gade (1817-1890), dänischer Komponist.