E.W. Fritzsch schickt Jos. Rheinberger das lang erwartete Geld


Brief von E.W. Fritzsch an Jos. Rheinberger:


Leipzig, den 17./2.1872

Verehrtester Herr!

Der säumige Schuldner rührt sich endlich einmal und sendet Ihnen inliegend Einhundert Thaler in Cassenanweisungen und Quittungen; verzeihen Sie ihm die Verzögerung und theilen Sie ihm gelegentlich mit, wie weit sein Schuldbuch noch offen steht.

Ich erwarte jetzt jede Stunde die Revision des op.50 [1] - Clavierauszuges zurück, um dieses Arrangement nächstens versenden zu können.

Unser Briefwechsel ist recht ins Stocken gerathen, hoffentlich kann ich mir diesen Sommer das Vergnügen einer persönlichen Vorstellung bei Ihnen geben. Sie können trotz alledem meiner unwandelbaren Sympathie sich versichert halten.

Hat Deutschinger Hoffnung mit den Sieben Raben? Weimar hat immer noch nichts von sich hören lassen und hier füttert man trotz dem von Capellmeister Schmidt Ihrem Werk angethanen Lobe die Leute lieber mit Futter wie z. B. Reissmann's „Gudrun“ und Langer's Machwerken seligen Andenkens ab. Ich will wünschen, dass Ihre komische Oper mehr Glück macht.

Schott's haben mir das Requiem zur Besprechung im 'Musikalischen Wochenblatt' zugeschickt; haben Sie vielleicht specielle Wünsche bez. des Beurtheilenden? Ich habe noch keine Anordnung dieserhalb getroffen.

Indem ich Sie schliesslich noch herzlichst grüsse und mich auch Ihrer vortrefflichen Frau Gemahlin bestens empfohlen halte, zeichne ich wie stets als Ihr

hochachtungsvollst ergebener

E.W. Fritzsch.

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[1] "Das Tal des Espingo" Ballade für Männerchor und grosses Orchester (Text: Paul Heyse).