Max Stahl, der Librettodichter von "Thürmer's Töchterlein", bittet Jos. Rheinberger darum, der Oper einen anderen Titel zu geben und die weibliche Hauptfigur umzubenennen.


Brief von Max Stahl an Jos. Rheinberger:


München, 1. Februar 1872

Geehrtester Herr Professor!

Das, was ich von Uranfang gedacht und gesagt habe, ist eingetroffen: Der Titel unseres Stückes gefällt nicht. So viele Bekannte ich bis jetzt gesprochen habe, Alle ohne Ausnahme frugen mich: 'Warum haben Sie den Titel der Novelle nicht beibehalten, der ist viel schöner, poetischer! - Auch der Name Gertrud klingt nicht so schön und heimlich, wie Elsbeth!' In der That ist der Grund, dass in den sieben Raben auch eine Elsbeth vorkommt, kein Grund, um von dem Originaltaufnamen unserer Heldin abzuweichen. Auch halte ich die Beibehaltung des Original- Titels, abgesehen von seinem wirklich poetischen Reiz, für einen Akt der Pietät gegenüber Herrn Dr. Trautmann. Aus diesen Gründen, welche gewiss den Vorwurf von Grillenhaftigkeit ausschliessen, ersuche ich Sie und Frau Professorin in unser aller Interesse a u f  d a s  D r i n g e n d s t e, meinem Entschluss beizustimmen, der dahin geht, der Oper den Titel 'Thürmer's Töchterlein' und dem letzteren den Namen 'Elsbeth' zu geben. Jetzt ist noch Zeit zu Änderungen und Verbesserungen; dass ich solche hiemit vorschlage, bestätigt mir jetzt schon die allgemeine Stimme und das Urtheil aufrichti- ger, sachverständiger Freunde.

Ich bitte, mir heute noch Antwort geben zu wollen, da ich durch diesen Zwischenfall am Copieren des Manuscriptes gehindert werde.

Die Zeit ruft mich in die Sitzung; diess die Hinderungsursache meines persönlichen Erscheinens.

Herzlichsten Gruss an Sie und Frau Gemahlin von
Ihrem ergebensten
Max Stahl.

______________