Franz von Holstein übersendet Rheinberger die Briefe von Moritz Hauptmann und schreibt ihm über persönliche Angelegenheiten sowie über Liszt


Franz von Holstein übersendet die Briefe von Moritz Hauptmann an Rheinberger mit folgenden begleitenden Zeilen:

Leipzig, den 9ten Juli 1870

Verehrter Freund!

Anbei die versprochenen Hauptmann'schen Briefe,welche Sie behalten können, bis ich wieder nach München komme. Wäre noch ein Separat-Abdruck zu haben, so würde ich Sie bitten, das Exemplar zu behalten. Und nun nochmals tausend Dank für die freundliche Aufnahme, die Sie mir abermals bereiteten, und auch meinem Reisegefährten zu Theil werden liessen, dessen Herz sie im Sturm erobert haben, und der ausserdem in umfassender Weise für Frau Fanny schwärmt.

Meine Augen haben mir während der Reise und hier noch acht Tage lang übel zu schaffen gemacht. Seit wir warmes Wetter haben geht's besser.

Kürzlich war Liszt hier. Wir traf en ihn bei Zapf; er war gehalten, fein, liebenswürdig und ohne die früher so sehr an ihm fühlbare Pretention. Sein Benehmen gegen Damen hat jetzt etwas "Väterliches" und das "Ungefährliche" dieser Beziehungen scheint auf das schöne Geschlecht ebenso fascinirend zu wirken wie die früheren "gefährlichen" Eigenschaften, die man ihm nachrühmte (?). Er spielte abends bei Riedel mit Jaell seinen "Mazeppa" auf zwei Klavieren. Es ist bewundernswerth, wie man etwas Hässliches so schön spielen kann. Frau Merian-Genast sang Lieder von ihm mit jenem krankhaft hysterischen Anflug, mit jener Hingebung, welche diese Sachen erfordern. Jeder Ton schien zu sagen:"Nimm hin mich, wie ich bin!"-

Ihr Trio hat, wie ich höre, sehr gefallen, & Ihre vierhändige Magus- und Kronen-Musik wird zur Sommerübung mit nach Carlsbad genommen. Dort hausen wir vom 18ten Juli bis Mitte August auf Schloss Windsor. Lassen Sie von Kreuth aus einmal von sich hören, dass wir Fühlung behalten wegen Oberammergau!

Meine Frau begleitet meine schiefen Zeilen und Ansichten (?) diesesmal nicht durch einige gerade, grüsst auch nicht, denn sie ist nicht daheim, gedenkt Ihrer aber in alter Treue, desgleichen

Ihr F/ranz/ v/on! Holstein.

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