Friedrich Kiel (1821-1885), Kompositionslehrer an der Hochschule in Berlin, schreibt an Josef Rheinberger:
Hochgeehrtester Herr!
Wenn ich erst heute dazu komme, Ihnen meinen verbindlichsten Dank auszusprechen für die mir freundlichst zu Theil gegebene (sic) Widmung eines Ihrer schätzbaren Werke, so darf ich wegen Verzögerung der Ausübung dieser angenehmen Pflicht mich wohl Ihrer gütigen Entschuldigung gewiss halten, da ich vorerst genügende Musse zu finden wünschte, mich selbst mit dieser interessanten Arbeit zu beschäftigen, sowie dieselbe auch Anderen zu Gehör zu bringen. -
Es erfreuen die ersten beiden Stücke durch Frische, kernigen Ausdruck und Fleiss, das 3te durch schöne Stimmung; so wie das letztere besonders durch meisterhafte Durcharbeitung interessirt. Der Orgelpunkt vor dem Eintritt des breiten Gegenmotivs macht einen sehr schönen Eindruck, die weitere Durchführung der beiden Motive mit der Vergrösserung des Hauptthemas ist von prächtiger Wirkung. Sonach ist es selbstverständlich, dass das Werkchen Allen, die es hier kennen lernten, entschieden gefallen hat, ebenso, wie es seinem Autor dauernd zur Ehre gereichen und ihm allgemeinste Anerkennung erwerben wird.
Ihnen für die besondere Freude, welche Sie mir durch Übersendung dieser trefflichen Production bereitet haben,
dankend,
zeichne ich mit der vollkommensten Hochschätzung und
ganz ergebenste
Fr. Kiel.
Berlin, den 15ten März 1870.
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