Julius Rietz (1812-1877), Komponist und Dirigent, schreibt
Rheinberger aus Dresden:
Geehrtester Herr!
Es ist mir angenehme Pflicht, Ihnen mitzutheilen, dass gestern Ihre Wallenstein-Sinfonie hier zum ersten Male unter grossem Antheil der Musiker und auch des Publikums (so weit nämlich die trockne, kühle und gegen Instrumental- Neuigkeiten stets sich sehr passiv verhaltende Dresdner Zuhörerschaft zu Beifallszeichen überhaupt geneigt ist) und bei vollständigem Gelingen der Exekutirung aufgeführt worden ist.
Die Kapelle hat sich der nicht leichten Aufgabe mit voller Liebe hingegeben, es kam alles klar und durchsichtig zur Erscheinung und ich glaube, Sie hätten Ihre rechte Freude an der Wiedergabe des Werkes gehabt. Ich bekenne Ihnen gern, dass ich es mit grossem Vergnügen einstudirt habe, gratulire Ihnen zu dem Erfolge, den Sie aller Orten erringen, und wünsche Ihnen von Herzen Lust und frischen Sinn, Gesundheit und äussere Behaglichkeit zu fernerem rüstigen und fröhlichen Schaffen.
Hochachtungsvoll ergeben
Julius Rietz.
Dresden, den 23ten Februar 1870.
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