Franz Bonn schreibt Rheinberger über den Lohn und über den Text von "Die sieben Raben"


Franz Bonn [1], der Textdichter der Sieben Raben, schreibt Rheinberger:


Bayreuth, den 1. Oct. 1869.

Verehrtester!

Ihre freundliche Zuschrift vom 28. v. M. würde ich umgehend beantwortet haben, hätten nicht gestern und vorgestern zwei Schwurgerichtssitzungen (die Forchheimer Geschichte) mich so in Anspruch genommen, dass es mir nicht möglich war zu schreiben.

Vor allem meinen besten Dank für die durch Postanweisung mir zugekommenen 49 fl. Ich würde Ihnen sofort den Empfang des Geldes angezeigt haben, wäre nicht beinahe gleichzeitig die betrübende Nachricht vom Tode Ihres geehrten Herrn Schwiegervaters mir zugekommen. Die Tage des ersten Schmerzes schienen mir für geschäftliche Mittheilungen nicht geeignet. Meines aufrichtigen Beileides glaube ich Sie und Ihre verehrte Frau nicht erst versichern zu müssen.

Ihr Vorschlag ist mir selbstverständlich vollkommen genehm, da ja Klavierauszug, Potpourris etc. das alleinige Werk des Compositeurs sind.

Dass das Dresdner Theater auch zu unserm Schaden abgebrannt ist und am Ende die Partitur ein Raub der Flammen wurde, ist eine der vielen Prüfungen, welche die Raben und ihre Schwester Elsbeth naturgemäss gewohnt sind. Hoffen wir, dass nach dem Wiederaufbau sich die 150 Thaler nur um so glänzender aus der Asche erheben!

Das Echo aus München soll mir willkommen sein, ich bin begierig, wie es klingen wird. "Das Echo nur gibt Antwort". Leider werde ich nicht so bald wieder München besuchen und daher auch nicht so bald Gelegenheit haben, die schwarzen Sieben wieder zu hören, um so mehr freue ich mich auf den Klavierauszug.

Liesse sich nicht bei einem neuen Drucke des Textes (etwa auch schon im Klavierauszug) die Strophe im Chor der Edeldamen:

Zweiter Aufzug, Sc. 4,
Erfüllt ist das Sehnen,
Geendet der Schmerz,
Es trocknen die Thränen,
Es jubelt das Herz,

welche wegen ihrer komisch gewordenen Reime Anstoss erregten, dahin ändern:

Nach Sehnen und Bangen
Wie Veilchen im März
Halt Licht sie umfangen.
Aufjubelt ihr Herz!
oder
Es jubelt ihr Herz.

Ebenso liesse sich im zweiten Akte Sc. 3, die prosaische Stelle:

Könnt ihr der Mutter zürnen, wenn
des Sohnes Glück ihr über Alles geht?
dahin ändern: . Wenn des Sohnes Glück ihr über Alles werth?"
oder "ihr mehr als Alles ist?"
oder "ihr jeden Opfers werth?"
oder "ihr mehr als Fürstenstolz?"
Der Variationen gäbe es fast kein Ende.
Ich hoffe, dass der Klavierauszug recht bald fertig wird
und danken Ihnen im Voraus für die Freude, die mir derselbe
machen wird.

Unter den besten Grüssen Ihr

Franz Bonn.

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[1] Franz Bonn war I. Staatsanwalt im Landgericht Bayreuth. Bei der "Forchheimer Geschichte" handelt es sich um einen aufsehenerregenden Prozess wegen Soldatenmisshandlung.