Franz von Holstein schreibt an Fanny Rheinberger und gratuliert zum Erfolg der "Sieben Raben"


Franz von Holstein schreibt an Fanny Rheinberger:


L/eipzig/, den 12ten Juni 1869

Hochverehrte Frau!

"Nein, länger trag' ich nicht die Qualen" nämlich die, Ihnen nicht zu schreiben, Ihnen nicht unsere grosse Freude über den herrlichen Erfolg der sieben Raben auszudrücken, nicht für Ihre schnelle Benachrichtigung davon gedankt zu haben, und Ihnen am Ende gar neidisch auf den Erfolg Ihres Gatten zu erscheinen, wozu wohl alle Ursache wäre, wenn ich selbst zu der Kategorie gehörte, die man bei uns zu Lande Neidhammel nennt. Das ist aber -Gott sei Dank - nicht der Fall, wenn Sie mich auch deshalb unter die Pharisäer rechnen.

Also, wir haben uns sehr, sehr gefreut, dass es so kam, wie wir voraussetzten. Auch die Besprechung in der Augsburger Allgemeinen Zeitung (wohl von Riehl?), die das Werk so einfach und gewiss treffend charakterisierte, erfreute uns sehr.

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Ich war in Dresden, um endlich die Meistersinger zu hören. So arrogant es klingt: sie sind grade so, wie ich mir's dachte. Ich bin zuweilen auf's Tiefste ergriffen oder, wie man wohl sagen muss, in "grosser Entrücktheit" gewesen. In den ersten Akten aber ist viel bös Langweiliges u. Monotones. Immer hofften wir, Anfang Juli Ihre 7 Raben noch in München fliegen zu sehen, aber nun lese ich ja, dass das Theater geschlossen wird wegen der Vorbereitungen zum Rheingold.

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Grüssen Sie Ihren Curt recht herzhaft von mir und strafen Sie die saumseligen Schreiber nicht mit Vergessen, sondern erhalten Sie Ihre Gewogenheit

Ihrem in aufrichtigster
Hochachtung ergebenen

F/ranz/ v. Holstein

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