Perstenfeld berichtet Rheinbergers Vater, dass Josef G. Rheinberger wieder gesund ist, erzählt von der Teuerung aller Lebensmittel und dem strengen Winter, welcher viele Familien zu Grunde richtet.


Brief Perstenberg an Vater Johann Peter Rheinberger


München, den 16ten Februar 1854
Euer Hochwohlgeboren!
Schon längst nahm ich mir vor, Ihnen zu schreiben, und über Ihren Pepi Bericht zu erstatten, so wie ich es Ihnen versprochen habe, dass es von Zeit zu Zeit geschehen soll. Gott sey es gedankt, er ist jetzt wieder kerngesund und kräftig; aber es ist sehr bedenklich um ihn gestanden, und ich bin jetzt froh, dass ich Ihnen nicht gleich geschrieben habe, denn die Wahrheit hätte ich schreiben müssen, und das würde Ihnen kummervolle Tage verursacht haben. Nun können Sie aber ganz ruhig seyn. Im Gegentheile zu rneinem vorjährigen Neujahresbericht kann ich Ihnen auch versichern, dass er heuriges Jahr mit ganzer Aufrichtigkeit uns wieder zugethan ist; übrigens thun wir ihm auch alles Mögliche, was wir ihm an den Augen ansehen. Durch seine Krankheit wurde mein Holzstoss sehr in Anspruch genommen, und die fortwährende strenge Kälte verursacht demselben vollends die Schwindsucht; weil sein Zimmer sehr gross ist. -

In München ist jetzt eine Noth und ein Jammer, dass es kaum mehr zum Aushalten ist; die schreckliche Theuerung aller Lebensmittel und dazu der sehr strenge Winter richten viele Familien zu Grunde. Man dürfte jetzt verhältnissmässig ein dreyfaches Einkommen haben, um nur einigermassen anständig leben zu können. Gott bessers!
Hätte ich nicht den Trost, dass Sie uns auf Georgi den Rest für Pepis Hierseyn schicken würden, fürwahr! ich brächte den schweren Miethzins nicht zusammen, so aber sehe ich Ihrer gütigen Willfährde entgegen, und verharre
mit der vollkommensten Hochachtung
Euer Hochwohlgeboren!
ergebenster Diener
Joh. Ev. Perstenfeld
Magistratsfunktionär

Viele Grüsse von meiner Frau und meinem Ludwig.
Empfehlen Sie uns auch den Ihrigen recht herzlich.

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