Josef G. Rheinberger berichtet über die erfolgreichen Konzertaufführungen.


Brief Josef G. Rheinberger an seinen Vater Johann Peter Rheinberger
22.März 1857, München


Theuerster Vater!

Meinem Versprechen gemäss schreibe ich Ihnen also nach der ersten Aufführung meiner Ouvertüre. Ich wollte noch die Recensionen abwarten, da aber in den meisten Zeitungen die Fassung derselben ganz kurz ist, so schienen sie mir unbedeutend, urn sie zu schicken. Sie lauten alle verschieden günstig. Wenn ich nicht irre, so war in der Beilage der Allg. Zeitung vom 18ten März auch eine Erwähnung. Die Aufführung war gut und besonders Hr: Schafhäutl ausgezeichnet zufrieden. Von allen Seiten erhielt ich viel Lob. Zufällig kam Hr: Vetter Carigiet an diesern Tage hieher, und es freute mich, ihn in das Conzert führen zu können. Wir hatten einander recht lieb gewonnen und Dutzbruderschaft gemacht. Auf meinen Wunsch blieb er vom Samstag bis Montag hier. Es dürfte Sie, Bester Vater! vielleicht freuen, wenn ich das Concert=Programm beilege. Die zweite Aufführung (im Privat=Musik=Vereine) wird ungefähr in 14-18 Tagen sein. Die lieben Briefe von David, Toni und Ihnen habe ich erhalten, und es freut mich, dass Toni mit den geschickten Sachen zufrieden ist. ist die Frau Oberförsterin ausser Gefahr? Hr: Feuchtwanger (welcher für Hr: Tichy die Blechpatronen verfertigte) sagte mir, dass Hr: Tichy ihm geschrieben habe, dass er mir nächstens schreiben werde. Ich habe jedoch bis jetzt noch keinen Brief, (auch die Auslagen (14fl 36+r) nicht) von ihm .erhalten. Jedoch bitte ich Hr: Tichy nicht zu mahnen, weil er es doch schicken wird. Ich bin Gottlob immer gesund, und componire sehr viel, trotz meinen anderen Geschäften. Meinen 18ten Namenstag habe ich fröhlich bei Hr: Prof: Schafhäutl mit Champagner gefeiert.- Was macht der Peter? Ist die liebe Mutter immer gesund? Hat der Toni dem Mali meinen Brief gegeben? Und Sie, Theuerster Vater! sind Sie immer wohl? Da ich weiss, dass es Sie immer freut, wenn ich Compositionen von mir zur Aufführung bringe, so will ich hierin mein Möglichstes thun. Jedoch ist es mit mehr Schwierigkeiten verbunden, als man glaubt. Nagiller ist wieder hier und lasst Hr: Schmutzer grüssen, sowie ich auch. Hr.Onke1 in Schaan lasse ich auch grüssen, sowie Alle Bekannte. Nun leben Sie wohl, Beste Eltern! Ich verbleibe auf immer Ihr dankbarster Sohn Jos. Rheinberger
München, Sonntag den 22.3.57.

______________