Brief Pfr. J. T. Wolfinger an Johann Peter Rheinberger
Türkenfeld, den 8. Dez. 1851
Post Inning.
Euer Hochwohlgeboren!
Geehrtester Herr Vetter!
In den letzten Tagen befand ich mich in München, traf den Pepi gesund u. zufrieden, sprach über sein Verhalten mit den Herren Professoren, von denen ich alles Gute u. Rühmliche vernehmen konnt u. hiemit mit vielem Vergnügen zu berichten die Ehre habe. –
Um die freien Stunden auszufüllen, geniesst Pepi nun auch Unterricht in der französischen Sprache. - Da diese Sprache in dem Conservatorium der Musik nicht gelehrt wird, so musste anderwärts eine Instruction gesucht werden, man forderte jedoch für 4 Stunden in der Woche 4 bis 5 fl, was mir zu theuer vorkam, u. mich deshalb an mehrere gute Freunde wendete, wodurch ich Gelegenheit fand einen Sprachlehrer zu vermögen dem Pepi für nur 1 fl 30+er per Monat alle Tage eine Stunde zu geben, wobey jedoch der kleine Mozart zu dem Lehrer in's Haus gehen muss, wozu er Zeit und Gelegenheit genug hat. –
Die monatlichen Auslagen, Bücher etc. abgerechnet, machen nun 17 fl 30+er. Dabei kann Pepi auch in einem Privathause ein schönes und sehr gutes Klavier unentgeitlich benützen. - Zur italienischen Sprache hat Pepi nächstes Jahr im Conservatorium Gelegenheit. - Ich zweifle nicht, dass Euer Hochwohlgeboren mit dem bisherigen Arrangement einverstanden seyn werden? Es ist mein Streben, so wohlfeil als möglich zum erwünschten Ziele zu kommen, wobey natürlich Zeit und Umstände wohl zu berücksichtigen sind. Dadurch hoffe ich auch, wenn nicht in diesem Jahre, doch im nächsten es dahin zu bringen, noch auf billigere Weise für Pepi sorgen zu können. –
Alles Schöne Ihrer werthen Familie zu melden und zugleich die herzlichsten Wünsche zum nahen Jahreswechsel entgegenzunehmen
bittend zeichnet
Mit vorzüglicher Hochachtung und Verehrung
Euer Hochwohlgeboren
ergbst. J.T. Wolfinger, Pfarrer
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