Die Regierung berichtet dem Landtag über die Landwirtschaft, namentlich über die neu geschaffene Bauernberatungsstelle


Auszug aus dem Rechenschaftsbericht der Regierung an den Landtag für das Jahr 1931 [1]

o.D. (1932)

IV. Land- und Forstwirtschaft

A. Landwirtschaft

1. Allgemeines

Mit ziemlicher Befriedigung können wir auf das Jahr 1931 zurückblicken. Die Heuernte fiel im allgemeinen gut aus, während der Endertrag unter mittel war. Die andauernd nasskalte Witterung brachte auch eine vorzeitige Alpabfahrt mit sich, die Herbstweiden waren infolgedessen bald erschöpft und das Vieh musste auf das Winterfutter gestellt werden, was eine ausgesprochene Futterknappheit im Spätwinter zur Folge hatte.

Die Kartoffelernte kann als sehr gut bezeichnet werden. Im Unterlande war die Schorfkrankheit stark verbreitet. Der reichlichen Ernte in allen Ländern entsprechend fielen die Preise stark. Der Bauernverein führte 6 Waggon Kartoffeln aus. Wie die früheren Jahre so besorgte er wieder für seine Mitglieder feldbesichtigtes Saatgut. Da die Befürchtung bestand, mit diesem Saatgut die Krebskrankheit eingeführt zu haben, wurde die Bevölkerung durch die Regierung wie auch durch die Überwachungsstelle des Kantons St. Gallen aufgeklärt und die Überwachung der Kartoffelernte dem Präsidenten des Bauernvereins übertragen. Das Land blieb zwar von der Krebskrankheit frei, indess ist sehr zu empfehlen, nur krebswiderständige Kartoffelsorten anzubauen.

Das abgelaufene Jahr brachte eine aussergewöhnlich gute Obsternte, so dass der Absatz zu wünschen übrig liess. Grosse Vorteile brachte der Export von Birnen durch den Bauernverein. Auch der Absatz des Lagerobstes war sehr schwierig. Die gemachten Erfahrungen zeigen den Weg, der bei unserem Obstbau beschritten werden muss. Es ist eine Umstellung nötig und wir müssen die vielen Obstsorten durch Umpfropfen auf nur wenige der besten Sorten bringen, die Zahl der Birnbäume reduzieren und nur erstklassige Ware in den Handel zu bringen suchen. Voraussetzung ist auch eine bessere Pflege der Bäume und intensivere Schädlingsbekämpfung. Kurse und Vorträge über Obstbau sind sehr wünschenswert.

Die Kontrolle über die Blutlausvertilgung ergab im allgemeinen ein befriedigendes Resultat. Planken kann als völlig blutlausfrei bezeichnet werden. Das Land förderte den Obstbau durch Subventionen an die Kosten der Schädlingsbekämpfung, Impfversuche, Vorträge u. dgl.

Mit Konserven, Erbsen und Bohnen hatten die Bauern schöne Einnahmen zu verzeichnen. Auch die Pflanzung von Kraut brachte in einzelnen Gemeinden beträchtliche Summen Geldes ein. Der Gemüsebau ist erfreulicherweise in raschem Aufstieg begriffen.

Die Weinernte war recht befriedigend, wenn auch der regenreiche Nachsommer und Herbst viel Beerenfäulnis verursachte. Der Verkaufspreis war nieder. Der Umbau der Weinberge in moderne Drahtspaliere machte erfreuliche Fortschritte. Um den einheimischen Weinbau zu fördern, wurde die Alkoholsteuer auf inländischen Wein herabgesetzt und der Anbau und die Umgrubung von Reben namhaft subventioniert. Wenn infolge des Binnenkanals die Ebene längs des Rheines entwässert sein wird, ist zu hoffen, dass auch der Getreidebau intensiver gepflegt und die Selbstversorgung mit Mehl und Futtermitteln möglich wird. An Subventionen für die Landwirtschaft verzeichnen wir namentlich folgende:

Für die Urbarisierung der Litzenen 6500.- Fr.

Für die Weinkulturen 3330.- Fr.

Dem Obst – und Gartenbauverein Triesen, der Gemüsebau- und Verwertungsgenossenschaft Schaan 600.- Fr.

Sämtliche Alpverbesserungen wurden mit 20% subventioniert. Die Kosten von Vorträgen und landwirtschaftlichen Kursen in der Höhe von rund 470.- Fr. wurden aus der Landeskasse bestritten.

Im Berichtsjahre begann die vom Lande subventionierte landwirtschaftliche Beratungsstelle ihre Tätigkeit. [2] Sie steht unter der Leitung des Tierzuchtinspektors Franz Beck in Triesen. Im Ganzen wurden 16 Versammlungen abgehalten über Obstbau- und Obstverwertung, Milchverwertung und Errichtung einer Milchzentrale, Einführung der Leistungsprüfung usw. Unter seiner Führung fand im September in Triesen eine Obstausstellung und anschliessend eine Flurbegehung statt. Monatlich wurde bei den zur Leistungsprüfung angemeldeten Kühen die Milch gemessen, Proben genommen und auf den Fettgehalt untersucht. Ferner leitete die Bauernberatungsstelle die Milchuntersuchungen, im Dezember wurde ein mehrtägiger Auslichtungs- und Abwerfungskurs bei den Obstbäumen abgehalten. 

 

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[1] Rech.ber. 1931, S. 67f.
[2] Am 3.8.1931 hatte der Landtag einen Kredit zur Schaffung einer Bauernberatungsstelle bzw. einer landwirtschaftlichen Beratungsstelle beim Bauernverein bewilligt (LI LA LTP 1931/140).