Ein Liechtensteiner bittet darum, seine psychisch kranke Schwiegermutter aus dem Versorgungshaus Nassereith in Tirol heimholen zu lassen


Amtsvermerk, ungez., verm. von Regierungschef Josef Hoop [1]

14.4.1941

Herr N.N.1, Ehemann der Frau N.N.2, deren Mutter N.N.3 im Versorgungshaus Nassereith Tirol wegen Geisteskrankheit untergebracht ist, ersucht um die nötigen Vorkehrungen zur Überstellg. derselben nach L.stein bezw. in eine andere Anstalt, wo es am billigsten ist. Es sei von der Oberin [Martha Buschmann] ein Brief gekommen mit der bezeichnenden Äusserung, Frau N.N.3 sei "noch" am Leben, [2] man solle sie bald holen. [3]

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[1] LI LA RF 205/076/001/001. Im Original stenographischer Vermerk. Auf der Rückseite des Dokuments handschriftlicher Vermerk von Hoop vom 15.4.1941 betreffend die Vorsprache der Tochter der Patientin. 
[2] Es handelt sich um eine Warnung in Zusammenhang mit den Euthanasie-Aktionen Ende 1940/Anfang 1941, bei denen Insassen von Heil- und Pflegeanstalten im Gau Tirol-Vorarlberg nach Hartheim bei Linz verbracht und dort vergast wurden. Aus dem Versorgungshaus Nassereith wurden am 14.3.1941 20 Pfleglinge nach Hall gebracht, von wo aus sie zumindest teilweise nach Hartheim deportiert wurden (Zeugenaussage der Leiterin des Versorgungshauses Nassereith, Sr. Martha Buschmann, vor der Bundespolizeidirektion Innsbruck betreffend Abtransport von Pfleglingen, 23.5.1946, in: Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934-1945. Eine Dokumentation, hrsg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, bearb. von Peter Eppel et al., Wien 1984, Bd. 1, S. 507f.).
[3] Die Regierung erkundigte sich am 2.5.1941 beim Landrat in Imst, ob die Kranke in Nassereith bleiben könne (LI LA RF 205/209/001). Die Anstaltsleitung liess darauf mitteilen, dass man bereit sei, die Frau weiterhin zu verwahren (LI LA RF 205/209/002, 003). Die Kranke blieb bis zu ihrem Tod 1944, angeblich aufgrund Lungenentzündung und Herzschwäche, in Nassereith.