Argumentarium gegen einen Anschluss Liechtensteins an Deutschland


Undatierter und unsignierter Entwurf für eine Rede oder einen Zeitungsartikel, mit hand- und maschinenschriftlichen Korrekturen [1]

o.D. (verm. Ende März 1938)

Die am 13. März 1938 vollzogene Schaffung eines Grossdeutschland durch die Einverleibung des ehemaligen Staates Österreich in das deutsche Reich hat an unserer Grenze eine gewaltige Änderung hervorgerufen. Die Begeisterung, welche diese Tatsache bei unsern Nachbarn im Norden auslöste, das neue Strassenbild, das sich in unserer Nachbarschaft zeigte, hat viele unserer Landsleute veranlasst sich diese Vorgänge persönlich anzusehen. Es ist verständlich, dass diese Begeisterung ansteckend gewirkt hat und dass vor allem die Jugend, die geneigt ist ohne viel Überlegung zu handeln und am Handeln und Sich-Betätigen Freude findet, in diese Begeisterung einstimmte. Es ist auch klar, dass dieses Ereignis in unserer Nachbarschaft auch auf uns, die wir ebenfalls Deutsche sind, eine Wirkung ausüben musste. Wir alle haben am Schicksal der Deutschen immer Anteil genommen, wir haben aus unsern Sympathien kein Hehl gemacht. Wir freuten uns über die Erfolge der Mittelmächte im Weltkrieg trotzdem wir auch unterm dem Kriege zu leiden hatten. Wir trauerten mit Deutschland, als seine unbezwungene Armee, wegen Not, Elend und Hunger im Hinterlande, gezwungen war, die Waffen zu strecken. Wir empörten uns als die Siegermächte ohne je im Felde einen Sieg errungen zu haben, in Versailles einen Frieden diktierten, welcher das deutsche Volk für immer knechten sollte. Wir litten mit Deutschland, als wir dessen innere Ohnmacht und Zerrissenheit sehen mussten und wir sorgten uns, dass Deutschland dem Bolschewismus in die Arme getrieben würde. Wir begrüssten die nationale Erhebung in Deutschland und hofften dass diese die Rettung bringen werde. Wir nahmen jede Erstarkung des deutschen Lebenswillens mit Freude zur Kenntnis, wir freuten uns über das Ergebnis der Abstimmung im Saargebiet. Wir bedauerten aufs Tiefste den Bruderzwist zwischen Deutschland und Österreich. Wir begrüssen die Schaffung von Grossdeutschland durch die Einverleibung Österreichs und atmen auf, dass diese brennende Frage Mitteleuropas auf eine so unblutige Weise gelöst wurde. Und wir hoffen, dass es den Österreichern in ihrem neuen Staatsverbande gut gehen werde, dass sie endlich einer ruhigen Entwicklung entgegengehen, die ihnen durch so viele Jahre versagt war.

Dieses letzte Ereignis in der Geschichte des Deutschtums hat aber auch bei einzelnen Liechtensteinern den Gedanken aufkommen lassen, dass nun der Zeitpunkt gekommen sei, in welchem sich auch unser Land mit dem neuen Grossdeutschland vereinen müsse. Dabei scheinen sich zwei Meinungen herauszubilden und zwar die eine, die das Aufgehen des Landes im deutschen Reiche befürwortet und die andere, die wünscht, dass Liechtenstein, wie es jetzt mit der Schweiz der Fall ist, eine wirtschaftliche Union mit Deutschland eingehen soll.

Da diese Fragen für unser Vaterland von entscheidender Bedeutung sind, so muss sich jeder Liechtensteiner die Tragweite dieser Fragen bis zu ihrer letzten Folgerung überlegen und diese Ausführungen bezwecken einen Wegweiser für diese Überlegung zu sein. Es kann jedoch nicht erwartet werden, dass jeder einzelne Liechtensteiner in diesem Wegweiser auf jede Frage, die sich für ihn bei seinen Überlegungen ergibt, die Antwort mit "ja" oder "nein" erhält, sondern diese Ausführungen wollen nur Fragen behandeln, wie sie sich für den Grossteil der Bevölkerung ergeben.

Die Aufgabe der Eigenstaatlichkeit unseres Landes hat in erster Linie zur Folge, dass unser Land aufhört ein selbstständiges Land zu sein, es verliert seinen Fürsten, jenen Angehörigen eines deutschen Fürstenhauses, dem jeder Landesbewohner tiefste Verehrung und Anhänglichkeit entgegenbringt, und dem es durch Jahrhunderte hindurch zu innigstem Dank für die schützende Hand verpflichtet ist. Es möge jeder Liechtensteiner daran denken, wie unsere Monarchen in den letzten Jahren in jeder Not dem Lande, den Gemeinden und auch vielen Einzelpersonen zur Hilfe gekommen sind und ich führe nur in Landessachen die Anleihe zur Beschaffung von Lebensmitteln, ferner die Unterstützung beim Rheineinbruch an, und bei den Gemeinden verweise ich auf die verschiedenen Beihilfen bei Gemeindebauten, wie Wasserleitungen, Kirchen- und Schulhausbauten usw. Wir sind der einzige Staat der Welt, der sein Staatsoberhaupt nicht bezahlen muss, sondern dessen Staatsoberhaupt seinem Lande noch finanziell beispringt.

Grösser aber noch als diese Taten ist jene Einstellung unseres Fürstenhauses zu werten, die unserm Lande die fortschrittlichste Verfassung, die die Welt kennt, gegeben hat und damit uns die Möglichkeit gab unser Land zu entwickeln u. unsere Heimat zu dem blühenden Lande zu machen, das sie heute ist. Es hat weder jetzt noch in frühern Zeiten Revolutionen, ja nicht einmal Vorstellungen bei unsern Fürsten gebraucht, um dem Lande und dem Volke die vollste Freiheit in Landesangelegenheiten zu erlangen.

Schon allein der Gedanke an unser Fürstenhaus muss jeden Liechtensteiner und wenn er auch nur die Geschichte des Landes in den allerletzten Jahren kennt, bestimmen, dass er es als seine oberste Pflicht betrachtet, diesem Fürstenhause jene Treue zu halten, die das Fürstenhaus unserm Lande jederzeit gehalten hat.

Das deutsche Reich, das nun unser Nachbar geworden ist, ist ein Staat, dessen Regierung nicht in freier Volkswahl gewählt wurde, sondern die ihre Gewalt in diktatorischer Form ausübt. Mit dieser Regierungsform, deren Notwendigkeit für Deutschland wir nicht in Abrede stellen, ist notwendig verbunden, dass der Einzelne zur Regierung und der Art ihrer Führung der Geschäfte nichts zu sagen hat. Damit aber ist auch jede freie Meinungsäusserung in Wort und Schrift, wenn nicht geradezu unerwünscht, doch zwecklos und die Stellung des Einzelnen zu den Fragen, die das Land nach seinem Dafürhalten berühren, ist ohne jede Bedeutung.

Zu den Errungenschaften unserer Verfassung gehört es auch, dass die Freiheit der Religionsausübung absolut gewährleistet ist. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, dürfte es jedermann bekannt sein, dass sich in den letzten Jahren in Deutschland neue Religionsbewegungen gezeigt haben, die teilweise die alten Götter der Germanen wieder verehren (Neuheiden) teilsweise aber auch jede Religion verneinen. Die katholische Kirche bildet das Ziel vieler Angriffe, sowohl auf die Geistlichkeit, wie auf das Kirchenvermögen. Der Unterricht der Jugend in der katholischen Religion wurde teilweise überhaupt verboten.

Im Falle, dass wir dem deutschen Reiche einverleibt werden, wird unser Land der jetztigen Bezirkshauptmannschaft Feldkirch angegliedert werden. Damit aber verschwindet der Begriff "Liechtenstein" und der Name unseres Landes, der uns allen teuer ist, wird nur noch eine geschichtliche Erinnerung bleiben.

Unser Land hat in seiner Eigenart viele Errungenschaften der Vergangenheit behalten. Dazu gehört beispielsweise, dass die Staatsbürgerschaft nur durch Einkauf erworben werden kann. Dies würde sich im Falle eines Anschlusses an Deutschland grundlegend ändern, da wir mit dem Anschluss nur mehr deutsche Bürger wären und damit würden alle bei uns niedergelassenen Deutschen an unserm Bürgerrechte teilnehmen. Es handelt sich hier um cca. 1500 Personen.

Auch der Begriff des Gemeindebürgerrechtes würde vollständig verschwinden, da nach deutschem Recht ein Gemeindebürgerrecht nicht anerkannt wird, sondern jeder Deutsche ist nur deutscher Staatsbürger. Damit aber fällt für uns jener Vorteil dahin, den heute das Gemeindebürgerrecht in sich schliesst, nämlich die Zuteilung von Boden, Holz, etc. Die Gemeinde wäre gezwungen entweder den Boden an die jetztigen Gemeindebürger endgültig zu verteilen oder ihn in Zukunft an Pachtlustige zu verpachten, wenn nicht überhaupt dieses Gemeindevermögen, wie es hauptsächlich mit dem Wald geschehen ist, ganz in den Besitz des Staates übergeht. Es kann sich jeder ausrechnen, was das für ihn selbst bedeutet und es sei daran erinnert, wieviele junge Leute auf die Zuteilung von Gemeindeboden rechnen, wenn sie daran gehen, selbst eine Familie zu gründen.

Deutschland ist heute ein Land, das ganz von der Idee des sogenannten Vierjahresplanes beherrscht wird. Dieser Plan beinhaltet in kurzen Worten Folgendes: Es zeigte sich während des Krieges, dass der Boden des deutschen Reiches nicht ausreichte die Bevölkerung zu ernähren und dass es den Deutschen an den lebenswichtigen Rohstoffen fehlte, wie z.B. Baumwolle, Gummi, Öle und Fette, Wolle, verschiedene Mineralien und Erze. Der 4-Jahresplan bezweckt nun alle Kräfte des Landes so in den Dienst des Staates zu stellen, dass Deutschland von jeder Einfuhr freigemacht wird. Zur Erreichung dieses Zweckes werden ungeheure Kapitalien vom Staate in die Wirtschaft hineingesteckt, jeder Staatsbürger erhält seinen Platz in diesem Plane. Der Bauer hat anzupflanzen was ihm gesagt wird, für seine Produkte werden Preise vorgeschrieben und er hat seine Produkte abzuliefern, der freie Handel ist ihm verboten. Der Arbeiter muss seine ganze Arbeitskraft einsetzen, sein Lohn wird ihm vorgeschrieben, seine Freizügigkeit wird ihm genommen. Der kleine Gewerbetreibende muss seinen Betrieb wegen dem Mangel an Rohstoffen einstellen und es verbleibt nur mehr der grosse Unternehmer der Staatsaufträge ausführen kann.

Der einzelne Liechtensteiner hat heute dem Staate eine jährliche Steuer von durchschnittlich 3-6% seines Einkommens und eine viel geringere Abgabe von seinem Vermögen zu leisten, wobei die steuerliche Einschätzung nicht sehr streng gehandhabt wird. In Deutschland beträgt die steuerliche Leistung des Einzelnen durchschnittlich zwischen 20 – 25 %, wobei sehr streng vorgegangen wird und z.B. sich der Gewerbetreibende über seinen Umsatz genauestens ausweisen muss. Er ist gezwungen über seinen ganzen Umsatz genauestens Buch zu führen (Einkauf, Arbeitszeit, Verkauf u. Gewinn), wobei seine Bücher von der Fachschaft genauestens kontrolliert werden. Auf jeden Fall, auch wenn er an seiner Arbeit nichts verdient hat, muss er dem Staat 2% Umsatzsteuern zahlen, nebst den hohen Zwangsabgaben für die Fachschaft. Zu diesen steuerlichen Leistungen kommen noch die freiwilligen Abgaben, z.B. für Winterhilfswerk, Partei, Sammlungen etc. die jährlich das ausmachen, was jetzt der Einzelne bei uns an Steuern zu bezahlen hat.

Wir Liechtensteiner sind in einem Lande aufgewachsen, das keinen Militärdienst kennt. Wir haben durch das Mittelalter hindurch bis zum Jahre 1866 zum Verband des deutschen Reiches gehört. Unsere Vorfahren haben unter der Not der Kriegssteuern, wie uns ein Rückblick in die Geschichte beweist, schwer gelitten, das Land war arm. Mit unserm Austritt aus dem deutschen Bund nach dessen Auflösung begann unser wirtschaftliche Aufstieg. In Deutschland wird heute fieberhaft gerüstet. Das Volksvermögen wird in Rüstungen investiert, die wohl dem Volke Arbeit verschaffen, aber keinen Nutzen bringen.

Was aber bedeutet Militär und Militärdienst für uns? Wir alle haben Gott gedankt, dass im letzten Weltkrieg unsere Leute davon verschont blieben den Krieg an der Front mitmachen zu müssen, dass unser Land nicht den Verlust seiner Söhne im blühendsten Alter zu erleiden hatte und dass unzählige andere nicht als Krüppel und Kranke in die Heimat zurückkehrten. Es kann keinem denkenden Menschen verborgen bleiben, dass die Welt heute mit Riesenschritten einem weitern Krieg zusteuert, der furchtbarer und vernichtender werden wird, als alle früheren, wo nicht nur die Soldaten an der Front den Gefahren des Krieges ausgesetzt sind, sondern auch das ganze Hinterland für die feindlichen Flugzeuge erreichbar ist um dort durch Bomben und Giftgase Tod und Vernichtung alles Lebenden zu erwirken. Wer aber will von uns für uns und alle kommenden Generationen unseres Volkes die Verantwortung tragen, wenn die Söhne unseres Landes draussen kämpfen, leiden und sterben müssen und unsere Heimat das Angriffsobjekt der feindlichen Flieger bildet? Wer will die Sorgen der Eltern, die ihren Sohn verloren haben, wer die Trauer der Kinder, die ihren Vater und Ernährer für eine Idee hergeben mussten, auf sich nehmen? Wer will es auf sich nehmen, dass die kommenden Generationen noch in Jahrhunderten ihn verfluchen, weil er mit dem Wohle der Heimat gespielt und sie einem persönlichen Vorteil oder einer persönlichen Einstellung geopfert hat?

Gewiss wir alle wünschen, dass es in der Zukunft erspart bleibe, dass die Welt in Kriege verwickelt werde. Aber solange die Staaten nur auf ihre Machtpositionen pochen, wird immer die Gefahr eines Krieges bestehen und die Staaten sind gezwungen auf den Kriegsfall zu rüsten. Der Mensch wird von seiner frühesten Jugend an auf diesen Gedanken vorbereitet. Wenn auch der Krieg bis jetzt eine Männerarbeit war, so wird der zukünftige auch der Frau grosse Aufgaben zuweisen. Diese Erziehung der Jugend wird im deutschen Reiche durch die Hitlerjugend erreicht. Schon vom 8. Lebensjahre an wird der Bub und das Mädel in diese Zukunftsaufgaben eingeführt. Den Eltern wird die Erziehung ihrer Kinder aus der Hand genommen, denn diese haben in erster Linie dem Staate zu dienen. Sobald die Jugenderziehung vorbei ist, beginnt das Arbeitsjahr im Dienste des Staates und dann kommt der Militärdienst. So werden die jungen Leute 20 Jahre alt und dann denken sie daran für sich zu arbeiten um sich eine Familie zu gründen. Die Eltern haben das Recht die Kinder auf die Welt zu bringen und solange sie hilflos sind für sie zu sorgen. Wenn sie aber den Eltern anfangen behilflich sein zu können, werden sie ihnen genommen, um auf das blutige Kriegshandwerk vorbereitet zu werden.

Machen wir uns ein Bild, wie unsere Heimat aussehen wird, wenn sie ein Teil des deutschen Reiches geworden ist. Alle Einnahmen, die unser Land auf Grund seiner Selbstständigkeit hat, sind verschwunden, es fehlen also die Einnahmen aus Zoll, Post, Gesellschaften etc. Was uns geblieben ist, sind die Steuern die die hier ansässige Bevölkerung zu zahlen haben, die aber an die Staatskasse des deutschen Reiches zu zahlen sind, und von dort wieder oder auch nicht in unsere Gegend zurückfliessen. Der Name Liechtenstein ist verschwunden und damit auch alle unsere Ämter, die jetzt in Vaduz sind. Gericht und Verwaltungsbehörden sitzen in Feldkirch. Wir werden im deutschen Reichstag keinen Vertreter haben. Der Fremdenverkehr wird lahmgelegt sein, denn heute ist dieser zu einem grossen Teil auf die Tatsache zurückzuführen, dass das Land ein selbstständiger Staat ist, das grosse Deutschland hat für den Fremdenverkehr Gebiete, die dem Fremden noch viel mehr bieten, als dies Liechtenstein kann. Unser Land würde ein Zipfelchen des grossen deutschen Reiches sein, aber das abgelegenste und vergessenste und würde in jeder Beziehung um 100 Jahre zurückversetzt. Unsere Bauern und Gewerbetreibende wären sehr schlecht daran, das bisschen Geld, das sie haben, würde in Mark umgewandelt, die Boden- und Häuserpreise würden gewaltig sinken, nicht aber die Schulden, die verzinst werden müssten. Unser Gewerbe würde durch die Massenprodukte der Fabriken brotlos werden, die Arbeiter, sofern sie Boden besitzen würden vom Staate gezwungen werden diesen Boden zu bearbeiten und sich ganz der Landwirtschaft zu widmen, oder sofern sie Arbeiter sein wollen, würden sie in die deutsche Industrie gesteckt. Sie müssten also ihre Heimat verlassen. Unsere jungen Leute wären in der Hitlerjugend organisiert und müssten dann ihre militärische Ausbildung machen um als Kanonenfutter auf den nächsten Krieg zu warten und wenn ein solcher kommt, mit welchem Umstand leider gerechnet werden muss, so werden sich bald unsere Friedhöfe mit Kreuzen für die Gefallenen füllen.

Lieber Landsmann stelle Dir dieses Zukunftsbild vor und vergleiche es mit dem Bild, das Deine Heimat heute darstellt und der Weg, den Du zu gehen hast, ist Dir genau vorgezeichnet, es ist der Weg der Selbstständigkeit unseres Landes für jetzt und für alle Zukunft.

Dieses Bild des Zerfalles und des wirtschaftlichen Rückganges ist aber nicht viel anders, wenn der Plan einer wirtschaftlichen Union mit dem deutschen Reiche verwirklicht würde. Eine solche Union ist theoretisch wohl möglich, ob Deutschland an einer solchen Lösung aber auch ein Interesse haben wird, ist nicht bewiesen. Würde es sein, so würde wohl unsere Selbstständigkeit erhalten bleiben, aber wir würden alle finanzielle Nachteile des deutschen Reiches dafür übernehmen, also z.B. die Devisenvorschriften, das wertlose Geld zu einem sehr hohen Kurse, den Mangel an Rohstoffen, Nahrungsmitteln etc. und auch unser Land würde in den 4-Jahresplan eingeschaltet werden. Die Gesellschaften die heute dem Lande viel Geld eintragen, würden das Land fluchtartig verlassen. Der einzige Reichtum unseres Landes, der Wald würde reissenden Absatz finden, aber in wenigen Jahren wäre unser Land arm. Im Falle eines Krieges hätten wir der Schweiz gegenüber, wie wir es schon einmal hatten die Zollwache, die nichts hereinliesse und an der deutschen Grenze wäre die Grenzbesetzung, die auch nichts aus Deutschland, sofern sich dort noch etwas zum Kaufen findet, herauslassen würde.

Lieber Landsmann, stelle Dir auch dieses Bild vor und Du wirst finden, dass es nicht viel besser ist, als das durch einen Anschluss geschaffene. Wie aber lebst Du heute? In einer Welt voll Sorgen um das tägliche Brot und voll banger Erwartung der weitern politischen Entwicklung in Europa, die leider zwingt das Schlechteste vermuten zu müssen, lebst Du auf einer Insel des Friedens, die Dir den ruhigen Besitz des Erworbenen gewährt und Dir die Möglichkeit bietet Deinen Lebensunterhalt in Frieden, Ruhe und Sicherheit zu erwerben. Du kannst Deiner Meinung freien Ausdruck geben und durch Deine Stimme kannst Du einwirken auf die Führung und das Geschick Deiner Heimat und Du kannst sie mit Deinem Willen zur Selbstständigkeit und Unabhängigkeit stark und glücklich machen.

 

 

 

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[1] LI LA RF 179/130/076-080.