Landtagspräsident Anton Frommelt sagt als Zeuge aus über den Putschversuch


Protokoll der Vorsprache von Landtagspräsident Anton Frommelt vor dem Landgericht, gez. von Landrichter Julius Thurnher und Anton Frommelt [1]

17.4.1939

Vor dem f.l. Landrichter Dr. Julius Thurnher und dem Schriftführer Marcel Sele.

Es erscheint Hochwürden Anton Frommelt, Jahre [2] alt, Landtagspräsident und fürstl. Reg.Rat, in Vaduz.

Er ersuchte seine Zeugenaussage schriftlich niederlegen zu dürfen und überreicht sie nun dem Gerichte.

Schriftliche Zeugenabgabe i.S. Ing. [Theodor] Schädler und Genossen über Einladung des Landgerichts vom 6.4.1939 [3]

Die Tatsache von Gerüchten über umstürzlerische Pläne der Vereinigung Volksdeutsche Bewegung war allgemein bekannt. Am Tage des Ereignisses erschwerten sich die Informationen durch telephonische Anfragen vor allem der politischen Kreise in Bern. In der damaligen Regierungssitzung wurde die Angelegenheit eingehend besprochen und im Zusammenhange mit einer telephonischen Information von Bern wurde Dr. [Alois] Vogt beauftragt, mit den vorarlbergischen amtlichen Kreisen sich in Verbindung zu setzen, was auch geschah. Der Bericht von dorther lautete zwar klar in der Stellungnahme der Behörden, aber im Sinne einer Bestätigung gewisser Gerüchte gemäss denen die liechtensteinische Gruppe in Verbindung mit vorarlbergischen Formationen einen Putsch für die Nacht vorgesehen hätte. Über ständige Informationen beunruhigt, wusste ich, dass die "Führer" der Volksdeutschen Bewegung von Dr. Vogt zu einer Aussprache vorgeladen wurden, wobei aber über telephonischen Anruf bei Dr. Vogt etwas Besonderes nicht zur Sprache gekommen sein soll. Umso beunruhigender waren die Berichte von Schaan, die dahin gingen, dass im Hause des Maler [Josef] Frick ein Zusammenzug der Mitglieder der genannten Bewegung stattfinde und bereits auch schon ein grösserer Teil von Leuten sich ansammelten, um dem unfairen Treiben Einhalt zu gebieten. Ich begab mich deshalb nach Schaan zuerst in das Haus des Maler Frick und fand dabei die Nachrichten bestätigt, die mir zugekommen waren. Frick erklärte über Befragen über den Zweck ihres Zusammenkommens vor den versammelten Leuten, dass sie heute Nacht nach Vaduz gehen werden, um den Anschluss an Deutschland zu verlangen. Diese Erklärung erfolgte trotz allem Widerspruch der aufgeregten Leute mit aller Entschiedenheit. Sie wurde aber nachträglich von Frick dahin erklärt, er habe gemeint, den wirtschaftlichen Anschluss. Über das Vorhalten, dass in der Nacht ohne besondere Verständigung mit der Regierung doch nicht zu verhandeln sei, wurde erklärt, Dr. Vogt sei über die Angelegenheit verständigt und die Verhandlungen werden mit ihm verlangt. Nach kurzer Einsichtnahme in den Stand der Verhältnisse in Schaan fuhr ich ins Unterland bis an die Grenze, um mich zu überzeugen, ob irgend etwas Beunruhigendes vor wäre. Bei dieser Fahrt begegnete ich dem Aufmarsche der Gruppe vom Unterland bei der Forstrüfe in Schaan. Nachdem ich einen Teilnehmer am Aufmarsche über das Vorhaben der Gruppe befragte, erhielt ich die Antwort, das werdet Ihr bald sehen. Ich beeilte mich, möglichst der Gruppe vor zu kommen in Schaan und traf auf der Rückfahrt die Gruppe wieder bei der Abzweigung der Strasse nach Planken. Die Gruppe liess sich beim ersten Strassenlicht ausser dem Bierhaus in Schaan ohne weiters anhalten und erklärte besonders durch den Wortführer [Alois] Batliner, dass sie gehört hätten, die Führer wären in Schaan eingesperrt und sie möchten ihnen als Kameraden zu Hilfe kommen. Zudem müsse heute für die Sache ein Opfer gebracht werden und wenn es auch Blut wäre, damit die Sache in Schwung komme. Nachdem sich der Wortführer Batliner von der Unrichtigkeit der ihnen gemachten Mitteilungen überzeugt hatte, zog die Gruppe wieder ab.

Die im Hause des Maler Frick versammelten Mitglieder der Bewegung wurden wiederholt eingeladen, sich nach Hause zu begeben, beschlossen aber, im Hause Frick's den Tag abzuwarten. Der Eindruck war hier wie auch anderswo, dass die Leute offenbar auf Hilfe warteten. Befehle wurde erwartet von den sogenannten Führern und als Namen der Führer wurden genannt: Ing. Theod. Schädler und Maler Frick.

Nachdem die Leute nicht zu bewegen waren, heimzugehen und nachdem besonders auch das Bekanntwerden der Gerüchte von Hilfe von auswärts und der offen erklärten Kenntnisnahme des Vorhabens für die Nacht die zusammengekommenen Leute sehr aufgeregt waren und nur mit Mühe zurückhalten waren, wurden die im Hause des Frick Versammelten in Schutzhaft genommen und nach Vaduz gebracht.

Über die Vorkommnisse im Oberland habe ich weiter keine persönliche Einsicht genommen, weil ich durch die Verhältnisse in Schaan zurückgehalten war. Jedoch war auch in der Nacht bekannt, dass dort irgend etwas vorgehe. Die weiteren Vorkehrungen dürften durch die Regierungsprotokolle ersichtlich sein. 

 

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[1] LI LA J 007/S 072/064/Fasz. 2/050.
[2] Es ist kein Alter verzeichnet.
[3] Die Zeugenaussage trägt den Eingangsstempel des Landgerichts vom 17.4.1939 und ist unterschrieben von Anton Frommelt.