Schreiben von Regierungschef Josef Hoop an Prinz Alois [1]
21.7.1933
Euer Durchlaucht danke ich für die Karte vom 18. d. M. mit dem Zeitungsausschnitte "Nazi-Verschwörerzentrale in Vaduz". [2]
Die Meldung in dieser Form ist völlig falsch. Zwar ist es richtig, dass im "Adler" in Vaduz - einen "schwarzen Adler" gibt es nicht - eine Ortsgruppengründung der nationalsozialistischen Partei vorgenommen wurde, Zutritt aber hatten nur die hier anwesenden Deutschen und Österreicher und das Ergebnis der Gründung war, dass von den gegen 1500 Deutsche und Österreichern, die in Liechtenstein wohnen, volle 15 zur Partei gemeldet haben. Irgend eine öffentliche Betätigung kann nicht festgestellt werden und der Ortsgruppen-Obmann [Georg Grünewald] hat mir erklärt, dass jedes Aufsehen vermieden werde und sie sich bewusst seien, dass sie als Gäste Liechtensteins dem Lande gegenüber Verpflichtungen hätten.
Für uns stellte sich allerdings die Frage, ob wir die Ortsgruppe verbieten oder sie dulden sollten. Ersteres hätte unserer Ansicht nach zum gleichen Konflikt geführt wie derjenige, der zwischen Deutschland und Österreich besteht, und wir zogen deshalb vorläufig das letztere vor, weil, wie erwähnt, in der Öffentlichkeit von einer nationalsozialistischen Bewegung sozusagen nichts bemerkt wird.
Es besteht gar keine Gefahr, dass irgendwie politische Verhältnisse eintreten, wie etwa in Deutschland oder Österreich.
Das durchlauchtigste Fürstenpaar ist Montag den 18. Juli abends in Vaduz angekommen. Die Fahrt ist reibungslos verlaufen, wenn man davon absieht, dass das Auto im Unterinntal Überschwemmungsgebiet passieren musste.
Die Verhältnisse hier sind ziemlich im alten. Es ist politisch bedeutend ruhiger geworden als ehemals.
Die wirtschaftlichen Zustände lassen, wie überall, auch bei uns zu wünschen übrig, da besonders der Haupterwerbszweig unserer Bevölkerung, die Landwirtschaft, sehr darniederliegt. Auch die Staatseinnahmen haben gegenüber den letzten Jahren nachgelassen, was namentlich durch die Entwicklung in Deutschland bedingt ist.
Genehmigen Euer Durchlaucht die Versicherung meiner vollkommen Ergebenheit.
Euer Durchlaucht
______________