Die Schweiz schlägt Liechtenstein die Revision der gemeinsamen Staatsgrenze vor


Schreiben des Eidgenössischen Politischen Departementes an die liechtensteinische Regierung [1]

1.6.1938

Die Landesgrenze zwischen der Schweiz und Österreich ist kürzlich nach eingehender Überprüfung neu festgelegt worden. Auch die Landesgrenze der Schweiz mit Italien und Grenzabschnitte mit Deutschland und Frankreich werden gegenwärtig in zwischenstaatlichen Beratungen nachgeprüft und wo nötig bereinigt. Es erscheint daher naheliegend, auch die Landesgrenze Schweiz-Liechtenstein im gegenseitigen Einvernehmen einer Revision zu unterziehen. [2]

Das Eidgenössische Politische Departement beehrt sich der Fürstlich Liechtensteinischen Regierung dementsprechend den Vorschlag zu unterbreiten, es möchten gegenseitig Delegationen bestellt werden, mit der Aufgabe, den Grenzverlauf zwischen den beiden Staaten auf der Grundlage der alten Verträge neu zu ordnen und durch Markierung im Gelände sowie durch Darstellung in modernen Grenzdokumenten eindeutig festzulegen. Sofern die Fürstliche Regierung geneigt sein sollte, auf diesen Vorschlag einzutreten, würde das Departement gern weitere Nachrichten über die Zusammensetzung der schweizerischen Delegation und Vorschläge über das erste Zusammentreffen der Vertreter der beiden Staaten folgen lassen.

Das Departement benützt gerne diesen Anlass, die Fürstliche Regierung seiner ausgezeichneten Hochachtung zu versichern.

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[1] LI LA RF 180/466.
[2] Die Schweiz war aus militärischen Gründen am Erwerb der liechtensteinischen Anhöhe Ellhorn interessiert. Siehe das Schreiben des Generalstabschefs Labhart an Bundesrat Minger vom 4. August 1938: DDS, Bd. 12, S. 815. Siehe auch das Schreiben über die militärischen Beziehungen der Schweiz zum Fürstentum Liechtenstein von Labhart an Minger vom 25. März 1938: DDS, Bd. 12, S. 557.