Holzordnung


[Holzordnung] [1]

vom 30. April 1559

Zuwissenn und khundt sey allermenigelich mit diesem offenem zedl, dass sich die ersamen und wolbeschaidnen gemainden der zwayer herrschafften [2] ainer holz ordnung , mit hilff, rath und zuthun des wolgebornen h. Carl Ludwig graffen etc. [3] irer fürgesetzten obrigkhait, dass erenvesten, wolgeachten Iuvenaliis Kredern, ires gunstigen herrn lanndvogts, wie es nun fürtterhin zu berg, tal und im landt mit holz hauwen und in anderweg gehalten werden soll, verainbart und vergleicht haben. Darbey ain genedige herrschafft sy genedigelich schützen, schirmen unnd hanndthaben wellen und lutt dieselb von artickhl zu dem andern also.

Unnd des ersten, dass sich ain yeder einwoner beyder herrschafften [4] nit anderst beholze, damit nit meer dann zway fuoder alte scheitter nach mitten merzen bey ime befunden und so aber meer bey ainem befunden, derselb soll von den geschwornen umb yedes fuoder umb fünff schilling phening gestrafft werden.

Zum andern wo ainich nach gestimbtem mitten merzen gehawen holz im rissern oder sonst in den hölzern zu berg, tal und lannd ussgemacht oder unussgemacht holz, am schaden oder zuverderben ligen liesse. Dasselb soll einem yeden manglhafftigen (zu verbrennen oder in ander weg) preiss unnd erlaubt sein, und darzu der, der solch holz, zu wuosst und unnutz nider gehawen, von den geschworenen als vom fuoder umb fünff schilling d. gestrafft werden,

Zum dritten dass khainer khain fruchtbarn bom, er sey wild oder zam, uff der allmain abhauwen, und darzu dass auch khainer khain klainen noch grossen ulmen abhawe. ald mit pasten oder in annderweeg verderbe allain hierinnen ussgeschlossen die zu redern gebrucht werden söllen, die mag ain yeder mit vorwissen und verwilligen der geschworn zu pruchen unverwuestlich abhawen.

Zum vierdten dass khainer khain varen, so tuchel grösse, und khainer darzu erwachsende, abhawe, bey verwürckhung yedes stumppen fünff schilling phening straffgelts, auch dass khainer in den Rheinauwen, khainen alber, der sey khlain oder gross niderhawe oder zu verderben abstumble,

Zum fünfften soll auch ernstlich und zum höchsten verpotten sein, dass kainer wer der sey khain zimer noch bauwholz mit sein selbs gewalt unnd unerlobt der geschwornen auch amman und waibels niderhawen oder umbschlachen lassen solle. Sy die geschwornen sollen aber uff pith und begeren mit hilff, rath und zuthun aman und waibels, so unnd anderst der anrueffend des augenscheindlich mangelhafftig, schuldig sein, an bequemblichen orten, und alda es zum wenigisten schaden geburt, holz nach zimblicher und gepurlicher notturfft zu verordnen und vervolgen zulassen. Welcher aber hierwider ungehorsam erscheint, der werdt durch die obrigkhait nach gepür gestrafft werden,

Zum sechsten und letsten, dass auch khainer dem anndern khain holz, ohn vorwissen der geschwornen zu khauffen geben solle, bey straff yedes fuoder fünff schilling phening. Und welch[er] deren vorgeschribnen artickhl ainen oder meer übertritt und zuwider lebt, der soll durch die geschwornen, so es inen anderst zuthun gebuhrt, unnachlesslich nach verdienung und ussweisung der artickhl gestrafft werden. Und was also zu strafgelt ufgehebt, soll halber den geschwornen unnd dass annder halbtail den bayden gemainden gedienen und verfallen sein. - Und im fal so sich der strafwurdige nit an der geschwornen straf ergeben, sonder verwidern würden, der oder dieselben sollen alsdann von den geschwornen der obrigkhait angezaigt unnd volgends durch dieselb nach gepur gestrafft werden, derhalben wiss sich menigelich vor schaden und straff zu verhueten, doch soll hiereben ainer genedigen herrschafft an irer herrlichait und obrigkhait nichts benommen, sonnder zu mindern, zu mehren, oder zum thail gar abzuthun yederzit vorbehalten sein.

Beschehen am suntag vor dem maystag ao [15]59.

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[1] LI LA RA 10/2/08/2/04. Kein Originaltitel. Es sind zwei Abschriften vorhanden, für die Edition wird die ältere (vermutlich nach 1583) verwendet, keine Unterschrift. Mehrere Rückvermerke: „Holtz Ordnung der Törffer Vadutz und Schan verglicht worden. ao. 1559.“ Daraus ergibt sich, dass die Holzordnung für die beiden Herrschaften auf einer älteren Holzordnung für die beiden Gemeinden Vaduz und Schaan beruhte. Ein weiterer Rückvermerk enthält eine Zusammenfassung aus späterer Zeit.
[2] gestrichen: „dörffer, Vaduz und Schan“ und durch „herrschafften“ ersetzt.
[3] Die Worte „des wolgebornen h. Carl Ludwig graffen“ wurden durch den Abschreiber hinzugefügt. Karl Ludwig von Sulz erhielt die beiden Herrschaften Vaduz und Schellenberg erst durch die Erbteilung von 1583.
[4] gestrichen „dörffer“ und ersetzt durch „herrschaften“.