Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein schreibt an seinen Amtmann Johann Franz Paur [Bauer], dass er sich wegen der Schwierigkeiten, die kleine Brandstatt von Meister Johannes Anna in Feldkirch zu kaufen, an den Kaiser gewandt hat.


An schellenbergischen verwalter.[1]

Über ewer eingeschreibte relation[2] in puncto[3] des Annaischen[4] brandtstättl kauffsverwilligung[a] sein mit heitiger post bey ihrer kayserlichen mayestät[5] auf beygefügte weiß einkommen, auch den gehaimben referendarius herrn von Buel[6] die sach recommendiert[7], wan hinführo einiges anbringen bey Hoff[8] zu thun erfordet wird, so werdet ihr iedes mahl zugleich ein proiect einschickhen, auf waß weiß es beschehen soll, zumahlen ihr in ein und andern am besten informiert seyt.

Hiran, etc.

Schlos Feltsperg[9], den 30. Octrobris 1700.

Nowak[10], manu propria[11]. /

[Rubrum]

An schellenbergischen verwalter. In puncto deß Annaischen brandtstättl kauffs.

Den 30. Novembris 1700.

 


  

______________

[1]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72. 

[2]Bericht.

[3]wegen.

[4] Im Jahr 1700 kaufte Fürst Johann Adam von Liechtenstein die Brandstatt des kaiserlichen Hubhauses zusammen mit der angrenzenden Brandstatt von Meister Johannes Anna. Darauf ließ er das sogenannte Palais Liechtenstein errichten, welches sich in der Schlossergasse 8 befindet. 1774 wurde das Gebäude verkauft. Heute befindet sich darin das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek. Vgl. Arthur Hager, Das ehemals fürstlich liechtensteinische Haus in Feldkirch. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 63, Vaduz 1964, S. 141–153; hier: S. 143–144; Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Vorarlberg, Feldkirch, Profanbauten, Schlossergasse 8, Ehemaliges Palais Liechtenstein. Topographisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. bearb. in der Abteilung für Denkmalforschung, früher: Institut für österreichische Kunstforschung. Bearb. von Gert Ammann, Martin Bitschnau, Paul Rachbauer, Helmut Swozilek mit Beiträgen von Géza Hajós, Horst R. Huber, Herlinde Menardi, Elmar Vonbank. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, S. 207.

[5]Leopold I. (9. Juni 16405. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003.

[6]Johann Georg von Buol war Hofkanzler in Innsbruck um 1700 [vorläufig kein Nachweis]. Die von Buol sind ein Adelsgeschlecht aus Graubünden, das sich in Deutschland uns Österreich weit verbreitete. Vgl. Friedrich Cast, Süddeutscher Adelsheros, oder Geschichte und Genealogie des Adels im Grossherzogthum Baden. Zweite Section, Bd. 1, Stuttgart 1845, S. 67–68.

[7]empfohlen.

[8]kaiserliche Hof in Wien.

[9] Feldsberg (Valtice), Schloss, Stadt (CZ). 

[10]Unbekannter Kanzlist in Vertretung für Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[11]eigenhändig.

 


[a] Nachtrag am linken Rand.