Fürst Johann II. erkundigt sich nach den Kriegsfreiwilligen aus Liechtenstein


Maschinenschriftliches Schreiben der Hofkanzlei, gez. Ferdinand Böhm von Bawenberg, stellvertretender Leiter, an die Regierung [1]

18.8.1914, Wien

Fürstliche Regierung Vaduz, berichtet über die Lage im Fürstentum. ddo. [de dato] 7. August 1914. 2156/Reg. [2]

Seine Durchlaucht [Johann II.] geruhten vorstehenden Bericht zur höchsten Kenntnis zu nehmen und alle in diesem bereits verfügten und zur Genehmigung unterbreiteten Massregeln gutzuheissen.

Der patriotische Geist und das Gefühl der Zugehörigkeit zur Monarchie, welches einige Liechtensteiner veranlasste, ihrem Solidaritätsempfinden zu Österreich zu entsprechen, um in den Reihen der verbündeten Armeen für eine gerechte Sache zu kämpfen, hat Seine Durchlaucht, Höchstwelcher in der Anhänglichkeit an Österreich und das Habsburgische Kaiserhaus von jeher eine zu erfüllende Aufgabe freundnachbarlicher Beziehungen erblickten, ganz besonders gefreut.

Die Beurlaubung des Dor. [!] [Felix] Batliner wird unter einem ausgesprochen.

Es interessiert Seine Durchlaucht, wer die eingerückten Liechtensteiner sind. [3]

Sollte der Finanzwachkomissär E. [Edelbert] Fritz die fürstliche Medaille noch nicht besitzen, [4] wären Seine Durchlaucht geneigt, wenn die fürstliche Regierung es für angezeigt erachtet, einen Antrag gnädigst entgegenzunehmen.

Hievon wird die fürstliche Regierung unter Rückschluss der Berichtsbeilagen . /. [5] in Kenntnis gesetzt.

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[1] LI LA RE 1914/2286 ad 2131/2156. Aktenzeichen: 13'520. Kürzel: R. Das Schreiben langte am 24.8.1914 bei der Regierung ein. Am Kopf des Schreibens handschriftlicher Vermerk von Landesverweser Leopold von Imhof mit den Namen der Kriegsfreiwilligen: "Öhri Gustav aus Mauren; Öhri Andreas aus Ruggell; Kindle Emil aus Triesen; Frick Alois aus Schaan; Seger Oskar aus Vaduz."
[2] LI LA RE 1914/2156 ad 2131, Bericht Imhof an Johann II., 7.8.1914.
[3] Imhof teilte dem Fürsten mit Schreiben vom 26.8.1914 mit, dass Gustav Öhri, Andreas Öhri, Alois Frick und Emil Kindle die Aufnahme in das österreichisch-ungarische Heer anstrebten und dass Oskar Seger Koch bei der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine werden wolle. Die Bewerbungen von Andreas Öhri und Seger seien jedoch auf Schwierigkeiten gestossen. Zudem sei Peter Göring in die bayerische Armee eingetreten. Zum Dienst beim österreichischen Roten Kreuz habe sich nebst Landesphysikus Batliner auch Paula Seger, die Schwester von Oskar Seger, gemeldet. Schliesslich habe sich eine grössere Zahl von Liechtensteinern als Erntehelfer nach Süddeutschland begeben (LI LA RE 1914/ad 2131/2286).
[4] Fritz hatte die Jubiläums-Erinnerungs-Medaille bereits 1911 erhalten (LI LA SF 01/1911/064, Landesverweser Karl von In der Maur an Johann II., 31.10.1911).
[5] LI LA RE 1914/2131, Aufruf an alle Ortsvorstehungen, 5.8.1914; LI LA RE 1914/2286 ad 2131/2156, Aufruf an die "Mitbürger", 4.8.1914