J.G. Rheinberger bittet seinen Bruder David verschiedene Dokumente zu suchen, so dass er am Osterdienstag heiraten kann.


Brief an seinen Bruder David
16. April 1867
, München


Noch eins. Sieh doch darauf, dass ich in den Papieren unter dem Charakter eines 'Musikprofessors' (der mir hier überall beigelegt wird) aufgeführt werde, nicht etwa (wie ungeschickterweise in meinem Passe) als 'Privatier' - es hätte sonst den Anschein, als wollte ich in Zukunft von meiner Frau leben, was ich gewiss nicht im Sinne habe.
Nun lebe wohl, alter Knabe - grüsse mir Peter herzlich - es hätte uns sehr gefreut, wenn er hätte zur Trauung kommen konnen; wir können es ihm aber nicht zumuthen. - Hochwürdiger Onkel von Chur hat mir schon geantwortet. Viele Grüsse von Fanny und mir an die lieben Eltern und Alle, besonders an Dich

Lieber Bruder David!
Noch einmal muss ich Dich plagen in Heirathsangelegenheiten. Wir möchten nämlich (wo möglich) am Osterdienstage getraut werden; ich bitte Dich also, die Hierhersendung der Papiere, (mit dem pfarramtlichen Schein, dass wir in Vaduz verkündet worden) möglichst bald zu bewirken. Die Zeit ist allerdings kurz, aber Hindernisse sind ja keine da, und Vaduz nicht gross, so da auch dort keine hemmende Geschäftsüberhäufung sein wird. Wir lassen uns in Harlaching (elne Stunde von München) trauen, besteigen dann dort die Eisenbahn und fahren nach Salzburg, wo wir 4 - 5 Tage bleiben und dann zurückkehren werden.
Mein lieber David! Die letzten Tage des Junggesellenthums sind sehr aufregend, - man ist zu gar keiner Thätigkeit mehr aufgelegt.

Dein Bruder

Josef Rheinberger

M. d. 16/4 67

NB: Das Paquet mit Taufschein und Geld ist doch richtig Angekommen?

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