Franz Hilbe bittet die Regierung, seinen Angestellten Otto Jagschitz vom Arbeitsdienst für Refraktäre zu befreien


Schreiben von Franz Hilbe an die Regierung [1]

16.8.1944, Schaan

Mein Angestellter Herr Otto Jagschitz ist zum Arbeitsdienst bezw. zum Käfer suchen aufgeboten worden, [2] er ist seiner Pflicht nachgekommen und hat sich am Montag den 14. ds. zur Verfügung gestellt.

Nun aber stellte es sich heraus, dass derselbe längere Zeit zum Käfer suchen an jedem Nachmittage zur Verfügung sein soll, das ist aber tatsächlich rein unmöglich, denn mein Angestellter ist nicht nur voll beschäftigt, sondern wie wir alle mit Arbeiten überlastet und glaube ich dies nicht weiter begründen zu müssen, weil dies zur Genüge amtsbekannt ist, er hat auch die gesammte Rationierung und Kontingentierung unter sich, die immer tadellos klappt.

Ich ersuche daher die hohe fürstliche Regierung, meinen Angestellten Herrn Otto Jagschitz vom Arbeitsdienste zu befreien, was für alle Fälle verantwortet werden kann und er von allen Refraktären des Landes der unabkömmlichste ist. [3]

Ich danke der hohen fürstlichen Regierung im Voraus bestens für das verständnisvolle Entgegenkommen und zeichne

mit vorzüglicher Hochachtung

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[1] LI LA RF 219/287 (b).
[2] Die deutschen Wehrdienstverweigerer mussten ab 14.8.1944 jeweils am Nachmittag unter der Aufsicht eines Hilfspolizisten an einer Kartoffelkäfersuchaktion teilnehmen (LI LA V 005/1944/1329).
[3] Die Regierung teilte Hilbe mit Schreiben vom 17.8.1944 mit, dass sie seinem Gesuch "der Konsequenzen wegen nicht stattgeben" könne, verschob hingegen den Beginn des Arbeitsdienstes von Jagschitz um eine Woche (LI LA RF 219/287).