Die Triesner Gemeindeversammlung wählt in Ausübung des der Gemeinde zustehenden Präsentationsrechtes für die dortige Pfarrpfründe den bisherigen Kooperator Peter Oswald Bast zum neuen Pfarrer


Teils maschinenschriftliches, teils handschriftliches Protokoll der Regierung, gez. Landesverweser Karl von In der Maur, Schriftführer Josef Ospelt, Landesvikar Johann Baptist Büchel, Triesner Gemeindevorsteher Luzius Gassner sowie Wahlkommissäre Raimund Tschol und Arnold Erne (Erni) [1] 

6.4.1913, Triesen

Protokoll

aufgenommen durch die fürstl. liechtensteinische Regierung zu Vaduz im Schulhause zu Triesen am 6. April 1913

Gegenwärtig: Unterfertigte.

Gegenstand ist die Wahl eines Pfarrers für Triesen, [2] zu welchem Zwecke im Sinne des § 41 Punkt 5 des Gemeindegesetzes [3] für heute Nachmittag 3 Uhr eine Gemeindeversammlung in das Schulhaus in Triesen einberufen worden ist.

Von den in der Gemeinde wohnhaften 192 stimmberechtigten Gemeindegliedern [4] sind 164 zur heutigen Wahlhandlung erschienen.

Über Wunsch der Gemeindevertretung von Triesen ist von einer Konkursausschreibung [5] behufs Besetzung der Pfarrpfründe Triesen im Einvernehmen mit der kirchlichen Behörde abgesehen worden. [6]        

Als Vertrauensmänner für die Wahlhandlung sind bestellt worden Raimund Tschol, Arnold Erne, Ortsvorsteher Gassner, ferner wohnte der Herr bischöfl. Landesvikar Kanonikus Büchel über Einladung der fstl. Regg. dem Wahlakte bei.

Nach dem Ergebnisse des vorgenommenen Skrutiniums entfielen von 164 Stimmen auf den gegenwärtigen Kooperator Herrn Peter Bast 154 Stimmen, während 10 Stimmzettel keinen Namen enthielten u. als leer abgegeben zu betrachten sind.

Herr Kooperator Bast erscheint demnach von der Gemeinde Triesen mit überwiegender Mehrheit zum Pfarrer gewählt u. es wird sonach das Ergebnis der Wahl im amtlichen Wege durch die fstl. Regierung dem hochw. bischöfl. Ordinariate in Chur bekannt gegeben werden. [7]

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[1] LI LA RE 1913/1124 ad 0469. Eingangsstempel der Regierung vom 6.4.1913. Vgl. L.Vo., Nr. 15, 11.4.1913, S. 1 ("Pfarrerwahl").
[2] Wie aus dem Schreiben des bisherigen Pfarrers Fridolin Hauser an die Regierung vom 11.2.1913 hervorgeht, war dieser vom Churer Bischof Georg Schmid von Grüneck zum Pfarrer von Männedorf im Kanton Zürich ernannt worden und hatte infolgedessen auf Ende Monat auf die Pfarrpfründe Triesen verzichtet (LI LA RE 1913/0469). Kooperator Peter Bast wurde hierauf vom bischöflichen Ordinariat mit Wirkung vom 24.2.1913 zum Pfarrprovisor bestellt (Schreiben von Bast an die Regierung vom 24.2.1913 unter LI LA RE 1913/0634 ad 0469).
[3] Nach § 41 Ziff. 5 des Gemeindegesetzes vom 24.5.1864, LGBl. 1864 Nr. 4, wurde eine  Gemeindeversammlung einberufen, wenn es sich um die Besetzung einer Pfründe handelte, deren Präsentationsrecht einer Gemeinde zustand. - Am 2.12.1863 war das Patronatsrecht für die Pfarrei zum Hl. Gallus von Fürst Johann II. an die Gemeinde Triesen übertragen worden.
[4] Vgl. die von der Gemeindevorstehung Triesen erstellte Liste der Wahlberechtigten (Beilage zu LI LA RE 1913/1124 ad 0469). 
[5] Konkurs meint hier nicht Zahlungsunfähigkeit, sondern ein Verfahren bei der Bewerbung um kirchliche Ämter.
[6] Zufolge Verabredung zwischen dem bischöflichen Landesvikar Johann Baptist Büchel und der Gemeindevertretung Triesen vom 9.3.1913 wurde auf den 16.3. eine Gemeindeversammlung einberufen, auf der entschieden werden sollte, ob die vakante Pfarrstelle auszuschreiben sei. Von den 159 Anwesenden stimmten jedoch lediglich 24 Personen für eine Ausschreibung, während 135 für die Bestellung von Bast zum Pfarrer votierten (Schreiben von Gemeindevorsteher Luzius Gassner an die Regierung vom 17.3.1913 unter LI LA RE 1913/0901 ad 0469 (Aktenzeichen der Gemeindevorstehung Triesen: N. 139)).
[7] Vgl. das Schreiben von Landesverweser In der Maur an das bischöfliche Ordinariat vom 8.4.1913 (LI LA RE 1913/1124 ad 0469). Dieses antwortete der Regierung am 12.4.1913, dass der Churer Bischof mit dieser Wahl einverstanden sei und dem Gewählten die kirchliche Admission erteilen werde, sobald der von Landesvikar Büchel zu entwerfende Pfrundbrief für das Pfarrbeneficium in Triesen genehmigt worden sei (LI LA RE 1913/1200 ad 0469). Die Pfarrinstallation von Peter Bast fand schliesslich am 4.5.1913 statt (LI LA RE 1913/1348 ad 0469).