"Eingesandt in Liechtensteiner Volksblatt, nicht gez. [1]
22.3.1918
Balzers. (Einges.) Zur Steuer der Wahrheit.
Wie ich aus zuverlässiger Quelle erfahre, ist in den Gemeinden ausgestreut worden, es habe bei der Versammlung, die der Herr Kanonikus [Johann Baptist Büchel] in Balzers gehalten hat, ein gewisser [Andreas] Vogt dem Herrn Kanonikus Grobheiten gemacht, oder auch, er habe seine Ausführungen entkräftet.
Ich war von Anfang bis zu Ende bei der Versammlung zugegen, und kann als Augen- und Ohrenzeuge der Wahrheit gemäss folgendes konstatieren:
1. Vogt hat dem Herrn Kanonikus nicht die geringsten Grobheiten gemacht. Seine Ausführungen hielten sich durchaus innert den Schranken des Anstandes.
2. Dagegen ist es ebenso unwahr, dass Vogt auch nur einen einzigen Punkt der Ausführungen des Herrn Kanonikus zu entkräften vermochte. Er brachte zwei Gedanken vor. Er behauptete, der frühere Landtag habe seine Pflicht versäumt und Parteiungen seien im Staatswesen von Vorteil. Zum Beweis für das Letztere brachte er den [Paul von] Hindenburg und die Militärvereinigungen vor. Der H. Kanonikus antwortete ihm, er möge für die erstere Anschuldigung den früheren Landtag betreffend Beweise vorbringen. Auf das zweite antwortete er, Hindenburg und die Militärvereine gehörten nicht in den Liechtensteinschen Landtag. Er bleibe dabei, dass das Parteiwesen für unsere Verhältnisse vom Übel sei. In einem Grossstaat, wo hunderte von Abgeordneten zusammen kommen, die einander vorher oft nicht einmal kannten, habe es einen Sinn und sei sogar notwendig, dass sich Gleichgesinnte zusammen finden, aber für die 15 Abgeordneten unseres Landtages sei das nicht nötig. Damit schloss er die Diskussion. Vogt gilt in Balzers allgemein als Sozialist. Sein Einfluss auf die Jungen ist offenbar.
LIVB/1918/
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[1] L.Vo. 22.3.1918, S. 3.