Die "Fortschrittliche Bürgerpartei" wird am 22.12.1918 offiziell gegründet


Artikel im "Liechtensteiner Volksblatt" [1]

27.12.1918 

Die "Fortschrittliche Bürgerpartei"

Möge der 22. Dezember 1918, der offizielle Gründungstag der Fortschrittlichen Bürgerpartei, für alle Zukunft mit goldenen Buchstaben eingetragen sein ins Buch der Geschichte unseres teuren Vaterlandes! An diesem Tage nämlich fanden sich Vertreter aus allen Gemeinden Liechtensteins, alles schlichte Männer aus unserem Volke, zusammen, um zu beraten und beschliessen, um sich zu sammeln zu einer wohlorganisierten Partei. Zur Fortschrittlichen Bürgerpartei soll sich jeder unbescholtene Liechtensteiner, wes Standes und Berufes er sei, bekennen, der in Treue zu unserem Fürsten und Fürstenhause für einen gesunden, den Forderungen der Neuzeit und dem Wohle des Landes entsprechenden Fortschritt eintreten will, für einen Fortschritt in den Bahnen der Ordnung und Gesetzlichkeit. Das politische und volkswirtschaftliche Programm wird in nächster Nummer dieses Blattes veröffentlicht werden, desgleichen weitere Ausführungen über die Partei und ihr Programm. [2] 

Wenige Tage vor dem 22. Dezbr. hatten sich mehrere Männer aus dem Volke zu Vorbesprechungen zusammengefunden. Wollen sich aber jene, die nicht dabei waren, nicht zurückgesetzt fühlen. Denn um gleich vorwärts zu kommen, konnten nicht ganze Gemeinden oder das ganze Land zusammenkommen. Jeder darf versichert sein, dass alles auf breiteste Volksgrundlage gestellt ist. Jeder soll auch möglichst über Ziele und Wesen der Partei aufgeklärt werden, denn es soll eine Volkspartei sein. Jeder besonnene Bürger möge sich zu ihr bekennen. Es soll keine Kampfpartei sein, keine Gehässigkeit oder Feindschaft gegen Andersdenkende soll gesät werden. Es sei einfach ein organisierter Zusammenschluss aller jener, die ihre Meinung in Ruhe und ohne Furcht vor Einschüchterung vertreten wollen, und zwar im oben angedeuteten und noch näher auszuführenden Sinne. Möge es denn, so Gott will, kommen, dass in naher Zukunft alle ruhigen und besonnenen Liechtensteiner nur mehr eine Partei bilden, die Partei der Liechtensteiner. Bis dahin aber gedeihe und blühe die Fortschrittliche Bürgerpartei Liechtensteins zum Wohle und Ansehen unseres Volkes! [3]

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[1] L.Vo., Nr. 52, 27.12.1918, S.1. Schon vor der offiziellen Gründung der Fortschrittlichen Bürgerpartei hatten sich die politischen Kreise um das "Liechtensteiner Volksblatt" zu Besprechungen im Gasthof Löwen in Vaduz getroffen und bereits für die Landtagswahlen vom März 1918 hatten die Männer der "Löwenpartei" bzw. das "Liechtensteiner Volksblatt" eine Wahlempfehlung und Grundsätze für ein Wahlprogramm veröffentlicht (vgl. L.Vo., Nr. 8, 22.2.1918, S. 1 ("Unsere Oberländer Abgeordneten für den kommenden Landtag") und O.N., Nr. 9, 2.3.1918, S. 1 ("Zum Programm der neuen Partei")). Erster Landesobmann der Fortschrittlichen Bürgerpartei wurde der Landwirt und Rebmeister Franz Verling.
[2] Vgl. L.Vo., Nr. 1, 4.1.1919, S. 1 ("Die Fortschrittliche Bürgerpartei und ihr Programm").
[3] Im Gegensatz zur Fortschrittlichen Bürgerpartei kann für die sich um Wilhelm Beck formierende politische Gruppe kein eigentlicher Gründungsakt ausgemacht werden. Die Bezeichnung "christlich-sozial" wurde erstmals am 23.2.1918 verwendet (vgl. O.N., Nr. 8, 23.2.1918, S. 1-2 ("Von der praktischen Bedeutung der Landtagswahlen")). Am 6.3.1918 war dann in den "Oberrheinischen Nachrichten" die Rede von der "Volkspartei" (vgl. O.N., Nr. 10, 6.3.1918, S. 1 ("Wahl-Vorschlag der Volkspartei")).